«Wie sollten wir uns während dieser Apokalypse verhalten? Wir sollten ungewöhnlich nett zueinander sein, gewiss, aber wir sollten auch damit aufhörenso ernsthaft zu sein. Witze sind sehr hilfreich.Und schaffen sie sich einen Hund an, wenn sie noch keinen haben. – Kurt Vonnegut die fensterpflanzen der botschaft in brüsselhaben blattläuse. ich bin underdressed und under­whelmed und

Die Königin ist tot – lang lebe die Königin!

Ob Fürstenroman, Netflixserie oder Klatschpresse: Geschichten über sogenannte Royals erfreuen sich grösster Beliebtheit. Aber worin liegt die Faszination für Prinzen, Fürstinnen, Gräfinnen, Könige und andere Hoheiten im Jahr 2022? In dieser Ausgabe umkreisen zehn Autor*innen diese Frage, rund um das Thema Adel. 

Editorial

Sie gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, deren Arbeit in vielerlei Hinsicht wegweisend bleibt. Vor 80 Jahren ist sie gestorben, nun jährt sich ihr Geburtstag zum 140. Mal. Genau am 25. Januar 2022, am Drucktag dieser Zeitung. So feiern wir die feministische Vorreiterin mit einer Ausgabe, die literarische und wissenschaftliche Stimmen zu

50 Jahre Frauenstimmrecht

Vor 50 Jahren haben die stimmberechtigten Schweizer Männer das Frauenstimm- und Wahlrecht angenommen. Ein Grund zum Feiern? Oder vielmehr Zeugnis eines historischen Unrechts, dessen Nachwirkungen noch heute spürbar sind? Die Stimmen von Zeitzeuginnen in der Mitte dieser Ausgabe machen deutlich: Am 7. Februar 1971 war den wenigsten nur nach Jubel zumute. Zu lange hatte die

Nagel im Bienenhaus

Thorsten Nagelschmidt hat mit «Arbeit» einen Gesellschaftsroman über all jene geschrieben, die nachts wach sind und ihren Job erledigen, während Studentinnen und Touristen feiern. Er erzählt von zwölf Stunden am Rande des Berliner Ausgehbetriebs und es kommt die Frage auf: Auf wessen Kosten verändert sich eine Stadt, die immer jung sein soll?  Am 1. Oktober

Brücken statt Türme

… und der Turm brach zusammen und es kam die Übersetzerin. Sie arbeitet unermüdlich, navigiert über die Flüsse und Meere des Nicht-Verstehens, um Welten miteinander zu verbinden. Eine Arbeit, die besonders in Zeiten von immer höheren Mauern und Grenzen gar nicht hoch genug geschätzt werden kann: Dank Übersetzungen wird das vermeintlich Fremde oft als Eigenes

Vergessenes Viertel – Editorial

Staten Island ist der südlichste der fünf Stadtbezirke von New York City. Berüchtigt ist er vor allem als Heimat der Mafiosi und der (ehemals) grössten Müllhalde der Welt. TouristInnen besteigen die Staten Island Ferry nur  für den Panorama-Blick auf Lower Manhattan, allerhöchstens für einen kurzen Abstecher ins Shoppingcenter am Hafen. «The fifth borough» ist durch

PS

Letzthin kam ich in San Francisco vorbei. Das ist zufällig die Beat-Stadt, hat es mir dann gedämmert, in jedem Buchladen drehten sie mir Beat an. Ich sagte: «Ok cool, aber ich kaufe dieses Jahr keine Männerliteratur.» Sie seufzten: «Es gab schon auch Frauen, aber die sind grad vergriffen…» Und dann schmuggelten sie mir lauter Männernamen

Was wäre wenn…

…es in der Schweiz noch heute Gemeinden ohne Frauenstimmrecht gäbe? …2015 in Salzburg alle Flüchtenden im Zug sitzengeblieben und erst am Hauptbahnhof in Zürich ausgestiegen wären …die Neanderthaler damals nicht ausgestorben wären und heute noch unter uns leben würden? …deine beste Freundin eine Künstliche Intelligenz wäre? Was passiert, wenn wir in unserer Imagination ein Detail

Die Rückkehr des Hummers ins Meer

Die Spanische Treppe war leer. Der Brunnen trocken, aber schon lange. Die künstlichen Köpfe der Palmen hingen blöde herab. Sie erinnerten an diesen Bettler mit den Schlenkerarmen, der offensichtlich alles und alle verloren hatte, der schlicht um sein Leben abzulaufen, jahrelang ohne Ziel kreuz und quer über die schlüpfrigen Steine der Stadt gestolpert war. Selbst

Editorial

Wir haben die alte Leier satt: Goethe spielt Flöte auf Schiller seinem Piller. Also mischen wir den Literatur-Kanon auf! Und widmen eine Ausgabe den Alten Meisterinnen, unseren weiblichen literarischen Vorbildern, die schon viel zu lange im Schatten der angeblichen Männer-Genies stehen. Von Annette von Droste-Hülshoff über Agota Kristof bis Lucia Berlin stellen wir weibliche Schreibende

Reunion

Ich kann mich nicht entscheiden! So mache ich eine Party. In der Küche stampft Irmgard Keun Trauben und schreit, dass sie mich kochen und fressen will. Eigentlich wollte ich sie noch fragen, ob sie denkt, dass es heute zu spät sei, aus einer naiven Sicht heraus zu schreiben. Aber der Sektkorken ist schon ziemlich weit

De Veloräuber chunnt is Chefi

Das lernten wir schon als Kinder beim Kassettenhören vom Moralapostel Kasperli. Darüber, wie es dort aussieht, hörten wir eher weniger. Nun schauen wir hinter die Gardinen. In die Kiste, den Bau, eben den Chefig. Diese Ausgabe der Fabrikzeitung dreht sich um das Gefängnis, um seine verschiedenen Funktionen und Prak­tiken. Welche Disziplinarkonzepte gibt es, was sind

Eingesperrte Vögel

heute habe ich es nicht weiter als bis zum kompost geschafft es war sehr warm und schön * es wird einem nie langweilig mit einem menschender lesen kann sagt mein vater und fährt michauf seiner velostange durch die stadtin meinem kopf * zähne frisörin (nach w.c.w.) von zähnendie frisörindie frisörinsprach du hast ja mega lange

La Luna al popolo

Via Prenestina 963, eine Festung in der römischen Peripherie. Am Tor eine undisziplinierte Herde schräger Briefkästen, daneben ein Schild: «Planet Space Metropoliz – Ethische Stadt 2018». Hebt man den Blick, erscheint ein Schriftzug aus weissen Hollywoodlettern: F ART. Und ein Turm, darauf ein aus Tonnen geschweisstes Teleskop, darunter eine Sonnenuhr, statt Zahlen eine Zeit bilden

In Zeiten von Aufhören wenn’s am schönsten ist

Hier findet gerade ein Umbau statt. Meine hochstaplerischen kolumnistischen Fähigkeiten werden abgeworben von einer Zeitung, die auch tatsächlich gelesen wird – Augen, die diese Zeilen sehen und deren Brauen nun hochschnellen: Hallo! Juhu! Grüsse! Underground! Die Sonnenseite dieses Transfers ist strahlend: Wir dürfen hier nun jeden Monat die Kolumne von Anaïs Meier präsentieren. Die fettige

In Zeiten von Kulturschock

So ein Atelieraufenthalt unter Künstlerinnen in der Grossstadt ist schon eine feine Sache. Tagsüber wird im goldenen Käfig des Schweizer Instituts tunnelblickig gearbeitet und Unmengen vorzeigbares Kulturmaterial produziert; abends tummeln sich die aufstrebenden Stipendiaten aus aller Welt in einer der prestigeträchtigen Akademien, fressen Häppchen unter kolonialen Wandteppichen und tun wichtig. Und zehn Monate sind eine

Staub

Auf dem Hof geht eine Frau mit einem Hut. In einer Hand trägt sie einen Eimer, in der anderen einen Mopp. Laurent steht am Fenster und sieht ihr nach, wie sie den Hof überquert, vor den Briefkästen stehen bleibt, den Kessel abstellt und sich einmal nach links und rechts umschaut. Dann öffnet sie einen Briefkasten

In Zeiten von Hochstapeln

Das war meine Übersetzerin Jen, die mir davon erzählte. Wir sassen in Rom in einem Restaurant und redeten über Jobs, die wir früher gemacht haben, Verkauf, Gastro, Fleischtheke, und wie wir nun so selbstverständlich hier sitzen und unseren Traum von Büchern leben. Verrückt, sage ich, wie ist denn das passiert? Und Jen sagt, sie könne

In Zeiten von Desaster

Sonntagmorgen, weiterschlafen; wer aufsteht und Facebook hochfährt, sieht die Welt brennen und ihre Heldinnen fallen. Da hilft auch kein Yoga for After Desaster, wir sind ja noch mitten drin. Kurzfristig helfen könnte aber das Schliessen aller virtuellen Fenster und ein Blick aus einem richtigen – meins schaut derzeit auf den perfekten Rasen (betreten verboten!) einer

In Zeiten von messerscharfen Analysen

Der Bus holpert über antikes Pflaster und neuzeitliche Schlaglöcher; die römische Nachmittagssonne scheint golden auf Ruinen und Wahlplakate: «Prima gli italiani!» – «Italiener zuerst!» Verdächtig blonde Italofamilien lächeln da von oben herab. Tatsächlich hat sich gerade herausgestellt, dass es Gettyimages von Tschechinnen sind, die hier nun ungefragt arisch-nationalistische Italianità propagieren. Die absurden Auswüchse des rechten

In Zeiten von weiblichem Schreiben

In San Lorenzo, dem römischen Univiertel mit kommunistischem Fussballklubfanklub, findet ein alternatives Buchfestival statt. Live-Musik, Wein, und Jauchzer: der Verlag L’orma präsentiert neue Übersetzungen von Irmgard Keun. Ich dränge meine Begleitung, ein junger römischer Künstler und bekennender Feminist, eine zu kaufen. Er ziert sich. «Aber geht es um eine Frau? Du kannst dich natürlich identifizieren

In Zeiten von tropischen Anti-Gentrifizierungs-massnahmen

Rio de Janeiro! Lädt ein. Zum Literaturfestival in die Favela. Moralische CO2-Bedenken kommen gegen die liberal-hedonistische innere Stimme nicht an: Es ist für die Kunst! Kultureller Austausch! Und das ist Arbeit, und Arbeit darf alles und überall! Überlegungen zu Sicherheit werden vom aktuellen Lonely Planet weggefegt: Rios Favelas sind spätestens seit der Olympiade befriedet und

Die mit dem Sektkorken an der Seele

«Das war gestern abend so um zwölf, da fühlte ich, dass etwas Grossartiges in mir vorging.» Das war vor zwei Jahren, im letzten Zug von Zürich nach Basel – ich las diesen ersten Satz im ‹Kunstseidenen Mädchen› von Irmgard Keun – da fühlte ich, dass etwas Grossartiges in meinen Händen war. Und nach einer Seite

In Zeiten von Elfenbeintürmen

So schnell kann es gehen! Im einen Moment noch «prekäre Wohnsituation»: Baufällig bröckelnd, ohne Heizung, dafür mit auslaufendem Ölofen und ab und an tropfender Decke. Dazu die ständige Ungewissheit, ob einem die Bude nicht mitten in der Nacht zugunsten eines sympathischen Renditebaus abgerissen wird (die Bäume im Garten wurden vorsorglich schon mal gefällt). Und im

– Me too.

Tja. Eigentlich hatte ich schon eine Kolumne für diesen Monat parat. Und eigentlich wollte ich gerade raus an die Sonne – nur noch ganz kurz auf Facebook. Zuoberst in der Timeline lief ein Video (natürlich stumm, mit Untertiteln) und so nebenbei sah ich mir das an, während ich im Chat einen Text für die kommende

Editorial

«Ich bin so weit, dass ich in fünf Wochen mit der ganzen ökonomischen Scheisse fertig bin», schrieb Marx 1851 über ‹Das Kapital› an Engels. Er brauchte noch 16 Jahre. Das ist jetzt 150 Jahre her. Was hat sich seither getan? Die Industrie ist gewachsen, mit ihr der Reichtum und die Belastung für Mensch und Umwelt.

In Zeiten von Ungerechtigkeit

Grossartig ist die Ferienzeit im heissen, armen Süden! Palaver, Peroni, Pomodori – und all das zu einem Spottpreis. Die Früchte werden hier schliesslich von Sklaven geerntet, die freiwillig auf Booten herpilgern, damit wir armen Schweizer Künstler uns auch einmal freuen und mit beiden Händen zulangen dürfen. Ein solcher selbstloser Marocchino – vom Hautton her das

In Zeiten von Sommerferien

Wir haben neue Mitbewohner. Der eine hat gerade seinen naturwissenschaftlichen Bachelor gemacht und arbeitet nun im Labor; die andere kommt direkt aus dem Sprachaufenthalt in Malta und überlegt erstmal, wo sie als nächstes hinmöchte. Als wir uns kennenlernten, rollten beide bewundernd die Augen und seufzten: «Ihr seid ja alle so kreativ!» Und weiter: «Ihr habt

Ausgiebiges Herzblutvergiessen

An Pfingsten geht in der Roten Fabrik die erste Ausgabe des «Rhizom» um: Ein engagiertes Festival für alternative elektronische Musik – aber nicht nur. Der konsumistische Habitus des gängigen Festivalbesuchs soll hinterfragt werden – und die BesucherInnen sollen zum Nachdenken angeregt werden. Der Gründer-Verein Vazem erzählt, wie das aussehen und sich anfühlen wird. Michelle Steinbeck:

In Zeiten von Frühlingsgefühlen

Es wird wärmer, die Bäume schütteln ihre Pollen und am Sonntag brennt das grosse Himmelsscheit. Es weckt in jungen Kanaris das Verlangen, ihre eigene Mutter zu begatten, und im jungen städtischen Mann jenes, sich eine Wiese zu suchen, um darauf zu rennen. Am liebsten mit vielen anderen Männern zusammen hinter einem Ball her. Auch in

In Zeiten von Traumurlaub

Der Winter schmilzt langsam zum Frühling und die Weltreisenden kehren zurück. Noch ganz aufgekratzt, back in der Zivilisation zu sein, zeigen sie den Daheimgebliebenen, was wir verpasst haben: Tiefblaues Meer, bewaldete Felsen, einsame Strände mit verwehten Palmen, See voller Quallen, Robinson-Glamping auf privater Insel inklusive Koch und Haushälterin. Ich vergehe vor Neid und langweile mich

In Zeiten von Hoffnung

Nachdem die Festtage unverhofft friedlich vergangen sind, umarme ich meine Schwester am Zürcher Hauptbahnhof, bevor sie zurück in ihre Stadt fährt und ich zurück in meine. Wir stehen vor dem leuchtenden Kiosk, wickeln Glanzfolie von frischen Zigarettenpäckchen, wir haben noch ein paar Minuten vor dem letzten Zug. Sie sagt: Ich habe einen Essay gelesen, der

In Zeiten von Geschenkideen

Weihnachten naht und Facebook hält treffsicher meine Wunschliste bereit: Alle Produkte von Clearblue, eine finnische Babybox, Sixpacks am Strand, mindestens eine echte und ernsthafte Beziehung und – falls es unter dem Baum noch Platz hat: die Boobies meiner Träume. Und zwar in dieser Reihenfolge! Die finnische Kiste ist dabei wirklich bestechend: Eine weisse Zügel-Kartonschachtel, die

In Zeiten von Swissness

Künstlerfrühstück in der Schweizer Botschaft in Berlin. Draussen graut der Morgen, im Kaminsaal reiben sich die Geladenen die Augen. Lustig: Bis auf einen Quotenmann sitzen nur Frauen an der goldgeränderten Tafel. Ebenso weiblich sind die Botschafterin und ihre Delegation. Mir fällt die Diskussion ein, wie sich Frauen in hohen Positionen anziehen sollen – die Aufmachungen

Das Tor des Lebens

Frühsommer ist die Zeit für meinen jährlichen Arztbesuch. Frauen machen das ja so; gehen jedes Jahr zum Frauenarzt, der ein metallenes Gerät in sie hineinschiebt und in ihnen herumkratzt, um den potenziellen Krebs zu verscheuchen. Da ich in eine neue Stadt gezogen bin, fragte ich herum nach guten Ärztinnen und bekam immer dieselbe Antwort: «Paradies».

«Organisier dir lieber ein Diaphragma»

Das Feministische Frauen Gesundheitszentrum e.V. Berlin ist, wie ich per Mail vorgewarnt werde, «kritisch gegenüber Hormonen und Spiralen» eingestellt. Sozialpädagogin Cornelia Burgert erklärt, wieso viele Feministinnen heute die Pille ablehnen. Es ist ein Kampf gegen die Windmühle In ihren Anfängen in den 1960ern war die Pille als Verhütungsmittel revolutionär. Nie zuvor konnten Frauen so sicher

In Zeiten von Lesereisen

Für einen Buchpreis nominiert zu sein, ist grossartig. Eine tiefgreifende Veränderung für das ganze Leben. Jeden Morgen wacht man auf und denkt: Ah! Ein neuer Tag als Nominierte. Aber es bedeutet vor allem, dass man seinen Nomations-Bonus wahrnehmen und abarbeiten muss: eine Lesung nämlich im dunkelsten Osten Deutschlands. (Nahe, ja sehr nahe von Bautzen.) In

In Zeiten von Rollenspielen

Ich liege am Strand in der Toskana und habe vor Faulheit ein schlechtes Gewissen. Mir fällt der Soziologe Goffman ein, der seinerseits einmal an einem schottischen Strand lag, Leute beobachtete und so seine Rollentheorie erfand. Diese besagt in etwa, dass alle Menschen ständig Rollen spielen, als wären sie Figuren in einem Theaterstück. Dazu tragen sie

In Zeiten von Debütantinnen

Man nennt mich jetzt Debütantin. «Unschuldig», schimpfen sie mich und «unverdorben». Wahnsinnig «erfrischend» finden sie dies, die selbsternannten alten Säcke des Literaturzirkus, neben die ich bei Veranstaltungsnachtessen gesetzt werde. Und die Hausfrauenautorinnen, die sich von dem Haufen Liebesromane-Geld SUVs und Gin Tonics kaufen, lächeln süsslich: «Wie nett von den Veranstaltern, dass sie auch so junge

BESETZT – Ein Volksstück

Vielleicht habt ihr’s gar nicht bemerkt: Die paar Rastas, Anarchos und Transparente mehr, die grad vor dem Clubraum rumhängen, verschmelzen ja harmonisch mit der Graffitiwand. Aber jetzt wisst ihr’s: Die Rote Fabrik ist besetzt. Eine Truppe aus Geflüchteten und Hausbesetzern hat die Kulturfestung eingenommen. Hineingestiefelt sind sie, direkt ins grosse Theaterfestival zum In-Thema Flucht. Ha,

In Zeiten von moralisch verfaulten Medienhäusern

Ein Journalist war mal einer, der was auf sich halten konnte. Heute ist er selbst bei den grössten Medienhäusern nicht davor gefeit, zur Volksverdummung beizutragen und fast ausschliesslich über Ekelhaftigkeiten zu schreiben. Eben das, was Klicks gibt und Likes und Kommentare; eben das, was die Leute wollen. Sein eingerahmtes Master-Diplom wird der junge Journalist spätestens

In Zeiten von existentia-
listischen Fragen

In letzter Zeit wird mir öfters gesagt, ich sei nicht normal. Oder genauer, was ich denke, sei nicht normal; das scheint mir dasselbe. Zum Beispiel im Philosophiekurs. Also an der Universität. Da beschäftigt uns gerade das grosse Zweifeln, ob wir eigentlich überhaupt etwas wissen können. Zum Beispiel, ob das, was gerade passiert, tatsächlich gerade wirklich

In Zeiten der Fasnacht

Die drei schönsten Tage. Endlich sind sie vorbei. Erst hab ich mir nicht viel dabei gedacht, als Zürcherin an die Basler Fasnacht. Dass eine Stadt mitten in der Nacht aufsteht, um drei Tage lang Radau zu machen, machte mich vor allem neugierig. Auch dass meine Jungfernschaft schon Wochen im Voraus gefeiert wurde – «Ihre erste

In Zeiten der Aufwertung

Ich schreibe diese Kolumne aus dem Exil. Meine Vertreibung geschah leise und gewaltlos, fast unbemerkt. Auch andere sind gegangen, achselzuckend die Agglo aufsuchen. Man weiss ja, dass man den Verbliebenen mit seiner ewigen Wohnungssucherei auf den Geist gegangen ist. Hätte halt mehr arbeiten müssen, dann wäre so eine nette Loft in der Europaallee auch zu

Editorial

«Porno ist nicht gleich Porno, es ist in Wirklichkeit ein Diskurs über Sexualität, über Weiblichkeit, Männlichkeit, und die Rollen, die wir spielen», sagt Erika Lust, schwedische Filmemacherin und Pionierin des sogenannt feministischen Pornos. Während in ihren Filmen Gleichberechtigung und Werte ausgedrückt werden sollen, scheisst der Mainstream drauf. Aggressiver Ekel-Porno wird von Kindern, Heranwachsenden und Erwachsenen

Halts Maul und spiel

Nagel ist deutscher Autor, Musiker und Künstler. In seinem neuen Buch ‹Drive-By Shots› erzählt der ehemalige Muff Potter-Sänger und Linolschnittfertiger von merkwürdigen Orten und Begegnungen überall auf der Welt. Ein Skypegespräch von Basel nach Berlin über Punk, Schreibtechniken, Gedächtnislücken, Interdisziplinarität, allein Reisen und Flüchtlinge. Michelle Steinbeck: Hallo. Was tust du gerade? Nagel: Ich habe etwas