Thorsten Nagelschmidt hat mit «Arbeit» einen Gesellschaftsroman über all jene geschrieben, die nachts wach sind und ihren Job erledigen, während Studentinnen und Touristen feiern. Er erzählt von zwölf Stunden am Rande des Berliner Ausgehbetriebs und es kommt die Frage auf: Auf wessen Kosten verändert sich eine Stadt, die immer jung sein soll?  Am 1. Oktober

Hate

«Icequeen» Milky Diamond, «Princeofcolour» Meloe Gennai und «Hada Bruta» José Barros nehmen sich unter der Regie von Dominik Locher die Heteronormative Gesellschaft vor: trans, queer, queen und non-white erschaffen sie mit Pistole und Liebe ein Gegennarrativ zu den Hassverbrechen an der LGBTQI+ Gemeinschaft. Und sehen dabei wunderschön aus. Sophie Steinbeck: Was benutzt ihr für Pronomen?

Auf Zehenspitzen in die Welt gehen

Yanna Rüger wurde 1986, am Tag des Unglücks von Tschernobyl geboren. Ihr Stück «Chronik der Zukunft» verknüpft private Geschichte mit der universellen Katastrophe. Die Schauspielerin spricht mit der Fabrikzeitung über ihre Rolle als Öko-Jesus, glückliche Liquidatoren und Wiedergeburtskram. Noëmi Steffen: Yanna, du bist am Tag des Super-GAUs geboren – wann hast du angefangen, dich damit

Richtig, was heisst schon richtig?

Im September 2014 traf der Münchner Fotograf Juri Gottschall für die Süddeutsche Zeitung sechs angehende Studentinnen und Studenten und fragte sie, was sie sich vom bevorstehenden Studium versprechen. Ein Jahr später traf er sie erneut, um zu hören, was aus ihren Erwartungen geworden war. Was als einmalige Geschichte gedacht war, ist zum Langzeitprojekt geworden –

Ein Gespenst geht um

Wenn ich an Karl Marx denke, bringe ich ihn vor allem in Verbindung mit Revolutionen, roten Fahnen und dem Sturz der Bourgeoisie. Aber Trixa Arnold und Ilja Komarov erweitern meine Wahrnehmung von der Koryphäe des linken Gedankengutes: Sie inszenieren gerade Marx‘ «Kapital» als Musical. Die beiden Köpfe hinter dieser Idee erzählen, wie das zustande kam

Zu viel Helium ist tödlich

Blinkende Glühbirnen, Geruch von Zuckerwatte, kreischende Jugendliche: «Park» ist im Oktober in der Roten Fabrik zu sehen – und zu hören. Denn das Publikum erreichen nur die Geräusche des Vergnügungsparks nebenan, der Spass bleibt leeres Versprechen. In dieser Leere wird das Nebensächliche zum Protagonist. «Park» thematisiert die Verzweiflung und Idiotie der Massenkultur, lässt uns eintauchen

Das Wohnzimmer ist draussen

Im Juni gastiert der legendäre Openair Zirkus Chnopf wieder auf dem Kiesplatz hinter der Roten Fabrik und feiert die Premiere seines neuen Stücks «Panik!». Die Fabrikzeitung sprach mit dem künstlerischen Leiter Matthias Schoch über den Alltag im fahrenden Zirkus, Albert Rösti mit Clownsnase und über Angst.   Sophie Steinbeck: Ihr seid zurzeit am Proben im

Ausgiebiges Herzblutvergiessen

An Pfingsten geht in der Roten Fabrik die erste Ausgabe des «Rhizom» um: Ein engagiertes Festival für alternative elektronische Musik – aber nicht nur. Der konsumistische Habitus des gängigen Festivalbesuchs soll hinterfragt werden – und die BesucherInnen sollen zum Nachdenken angeregt werden. Der Gründer-Verein Vazem erzählt, wie das aussehen und sich anfühlen wird. Michelle Steinbeck:

Like beating the stone with water

Die Band Bajar aus Istanbul spielt kurdisch-türkischen Folk-Rock – oder Protest Punk, wie sie selber sagen. Im Interview sprechen sie über die Lage in der Türkei und über Klubsbesitzer, die sich nicht trauen, kurdische Bands zu engagieren. Sie erzählen aber auch von Hoffnung – nämlich der Stiftung, an welche die Einnahmen ihrer Konzerte fliessen.  We

Ein eigener kleiner Kontinent

Der Besuch eines Warpaint-Konzerts fühlt sich an, als würde man die Zeitzone wechseln. Das Quartett aus Los Angeles sediert seine Hörer mit psychedelischen Grooves und verschwörerischem Kollektivismus. Sie spielen psychedelischen Rocksound von der Konsistenz von Sirup Wer ist hier eigentlich der Bandleader? Wer der Sänger? Wer der Frauenheld? Wer eher der schüchterne Kerl? Wer schreibt

Ueli Bichsel Superstar

Der Clown Ueli Bichsel verlässt nach Jahrzehnten seit Atelier in der Roten Fabrik. Als Abschiedszeremonie wird im März eine Werkschau gefeiert: Das Ueli Bichsel Superstar Festival. Mit alten Hits des Duos «Lufthunde» und neuen Selbstreflektionen über alternde Künstler und die eigene Zeugung. Immer dabei ist der Tanz auf dem Seil zwischen Lachen und Traurigkeit. Warum

Unter den roten Teppich gekehrt

Der medialen Berichterstattung über Griechenland etwas entgegensetzen und eine andere Sicht auf die griechische Gesellschaft der letzten Jahrzehnte zeigen – das wollen Initiator Kyros Kikos und Kurator Vassily Bourikas mit ihrer Filmreihe erreichen. Und dabei nicht weniger als untergründiges, unabhängiges, anarchisches und poetisches sowie politisch vitales Kino zeigen. Ein Gespräch. Fabrikzeitung: Im Kinoprogramm steht, dass

Der Heilige Geist klebt dir am Gaumen

«Urbit & Orbit» ist Denise Wintschs drittes Solostück. Es behandelt die Sinnsuche im Glauben, indem Wintsch auch auf Erlebnisse aus ihrer eigenen katholischen Kindheit zurückblickt. Ein Besuch im Proberaum, wo wir über Glauben, absurde Gottesdienste und die Arbeit am neuen Stück sprechen. Als Kind gingst du regelmässig in die Kirche, wie war das für dich?

Liebe ohne Sprachgrenze und Gehör

Ibis Hernández ist Kunsttherapeutin, Niels Walter Journalist. Sie ist aus Kuba, er aus der Schweiz. Sie ist gehörlos, er hört. Die beiden sind ein Paar und haben einen 20-jährigen Sohn. Conradin Zellweger sprach mit dem «gemischten Paar» über seinen Alltag inmitten verschiedener Sprachen und Kulturen. – Fabrikzeitung: Ibis und Niels, wie habt ihr euch kennengelernt?

Wir Schutzgebenden

«Der Mensch erscheint stets zu klein für seine Aufgaben, die gesellschaftlichen Charakter-Kostüme dafür viel zu groß.» Im Rahmen des stadtweiten Theaterparcours zu Elfriede Jelineks Schutzbefohlenen, der von der Gessnerallee zum Jungen Schauspielhaus, zum Schauspielhaus, zum Theater Neumarkt, zum Theater Winkelwiese und zum fulminaten Abschluss in die Rote Fabrik führt, zeigt die Gruppe um Regisseur Tobias

We could make some fire

«I’m not trying to be the lyrical champion – just your ordinary MC.» Die 25-jährige Underground-Rapperin Gavlyn aus Los Angeles hat gerade ihre sechste Europatournee hinter sich. Das Ausnahmetalent kommt ursprünglich aus der Spoken Word Szene, bis sie 2006 zu rappen beginnt. Ihre Songs sind inspiriert vom Funk der Siebziger und dem Hip Hop der

Wirklich mächtige Abkassierer

Die drei legendären ehemaligen Chefredakteure des Satiremagazins Titanic Martin Sonneborn, Thomas Gsella und Oliver Maria Schmitt eroberten mit ihrer Partei Die PARTEI das EU-Parlament und mit ihrem Parteiprogramm die Herzen der Wähler (eher weniger). Sie wurden verklagt vom Papst, dem Bundespräsidenten und der FIFA, überlebten Terroranschläge, wurden ausgebuht, bejubelt und gefeiert. Und sie haben noch

Siebentausend Liter Wasser

Dunkelheit, Schweigen, mystische Melodien – passt das in eine Kindervorstellung? «Primo» von Felipe Gonzàlez und Alfredo Zinola tischt seinem jungen Publikum keine fertige Geschichte auf. Mit Bewegung, Lichtspielen, Empathie und Fantasie schafft die Unterwasser-Tanzperformance eine Umgebung, in der ein Kind selbst entscheiden darf, wohin es seine Vorstellungskraft führt. Ein Einblick in die Gedankenwelt des Tänzers

Zwölf Minuten Bühnenlicht für dich

Dir fehlt die Bühne, auf der du stehen musst? Die neue Plattform für Kurzstücke «Inkubator» des Fabriktheaters der Roten Fabrik gibt dir zwölf Minuten Zeit, dein Talent vor Publikum vorzuführen. Michael Rüegg, Mitglied der Theaterleitung und Mitinitiant des Projekts erklärt im Interview, was die Schwierigkeiten für unbekannte Kunstschaffende sind und wie das Format dem Abhilfe

Halts Maul und spiel

Nagel ist deutscher Autor, Musiker und Künstler. In seinem neuen Buch ‹Drive-By Shots› erzählt der ehemalige Muff Potter-Sänger und Linolschnittfertiger von merkwürdigen Orten und Begegnungen überall auf der Welt. Ein Skypegespräch von Basel nach Berlin über Punk, Schreibtechniken, Gedächtnislücken, Interdisziplinarität, allein Reisen und Flüchtlinge. Michelle Steinbeck: Hallo. Was tust du gerade? Nagel: Ich habe etwas

12 Stunden im Zug

Bonaparte, das sind die, zu denen jeder Festivalgänger schon mal schweissüberströmt die Zeltbühne abgerissen hat, sich zu den Evergreens «Anti, Anti», «Too much» und «I can’t dance» vom Nachbarn auf die Füsse hat springen lassen, während auf der Bühne ein nacktes Pferd und ein Legomännchen tanzen. Aber das neue Album ist ruhiger und die legendäre