Alternative Kulturorte wie die Rote Fabrik hegen nicht selten denAnspruch, einen diskriminierungsarmen Ort zu schaffen. Aber wie kanndas gelingen? Auf.Brechen, eine Arbeitsgruppe und Veranstaltungsreiheder IG Rote Fabrik, macht es vor. Die Rote Fabrik versteht sich als Ort mit einer anti-diskriminierenden Haltung, wendet sich also explizit gegen beispielsweise sexistische, rassistische oder queerfeindliche Inhalte und Strukturen. Dieses

Wie sich das Schweigen auf der Bühne manifestiert

Patricija Katica Bronić und Timon Jansen erzählen im Gespräch mit der Fabrikzeitung wie sie mit dem Stück «Diese Nachricht wurde gelöscht.»das Schweigen des Vaters als Möglichkeitsraum erkunden und inwieferndie Fiktionalisierung von eigenen Erfahrungen eine gemeinsameSprache ermöglicht. FZ: Was erwartet das Publikum bei dem Stück «Diese Nachricht wurde gelöscht.»? Timon: Das Stück handelt von einer Tochter,

Fluide Räume und Toiletten für alle – Willkommen in der «Civitas Cunt »!

Wohnungsnot, fehlende Freiräume, Verdrängung: Die Frage, wem die Stadt gehört, ist wieder einmal hochaktuell. Im Mai laden Chantal Dubs und Petra Schnakenberg zu ihrer neuen Produktion «Civitas Cunt» ins Fabriktheater ein, um sich gemeinsam in eine feministische Stadtutopie zu träumen.  Auf der Bühne steht eine winzige Stadt in Vulvaform. Kleine Figuren im Massstab 1:50 spazieren

OkStupid

Nachdem sich Online-Dating schon lange aus dem geächteten Schatten der Verzweifelten manövriert hat, ist es mittlerweile gerade in linken Kreisen zum Standard geworden. Kein Smartphone ohne Dating-App, kein Dating ohne Hintergrundcheck.  Wer hat nicht davon geträumt, selbst das eigene Liebesleben vertrauensvoll in die Hände von Techkonzernen zu legen und sich mit individualisierten Angeboten (ja, Angeboten)

«Ich wollte ja gar nicht arbeiten»

Am 17. April liest der Autor Ahne im Restaurant Parea aus seinem Roman «Wie ich einmal lebte». Im Interview mit der Fabrikzeitung spricht er über seinen Bezug zur Arbeit, das Punksein in der DDR und darüber, wie sich Freiräume zeit seines Lebens veränderten. Fabrikzeitung: Ahne, wollen wir uns duzen oder siezen? Ahne: Gerne duzen. FZ:

VERTIGO. Projekt für Antigravitation

So fängt es an. Jede*r kennt Vertigo. Wir hatten in unserem Garten einen Reifen an einem Baum hängen. Den haben wir immer maximal aufgedreht und dann losgelassen. Ich muss zwei oder drei gewesen sein. Ich bin auf dem Deich gelaufen, Teer und dazwischen Steine, recht grobes Material. Ich hatte eine grosse weisse Muschel gefunden und

Tschüssi CS

Hach ja. Wenn dieser Text erscheint, werden die geneigten Leserinnen diesem Thema schon dermassen überdrüssig sein, dass es sich kaum lohnt weiterzuschreiben. Aber Stop. Es ist nie zu spät, noch einmal zu Gedenken, in Erinnerungen zu schwelgen und die schönen Momente Revue passieren zu lassen. Haben wir doch alle in den letzten Wochen die eine

Wie geht es der Schwarzen Jugend in der Schweiz?

Als Schwarze Mutter sorge ich mich um meine eigenen Kinder, die zwar nicht in der Schweiz wohnen, aber gleichwohl einen schwierigen, hürdenreichen Weg vor sich haben; ich sorge mich um ihre Zukunft. Aber ich sorge mich ebenso um die Schwarzen Jugendlichen, die hier in diesem Land leben. Ihre Zukunft sieht auch nicht gerade rosig aus,

«Die Welt wird einfach nicht besser»

Im Interview mit der Fabrikzeitung sprach Universalkünstler Andres Lutz, verantwortlich für Text, Spiel, Regie und Bühne, über Gegensätze, Tofu-Wurst und darüber, dass man sich vor den Geistern, die man ruft, nicht zu fürchten braucht.  Fabrikzeitung: Andres Lutz, welche Gegensätze vereinst du in dir? Andres Lutz: Melancholie und Heiterkeit. Die Melancholie ist dem heutigen Zustand der

«Wir werden dem Schönheitsideal sowieso nie entsprechen»

Das Theaterstück «Bodybild» ist am 22. März in der Turnhalle des Schulhauses Riedtli zu sehen. Im Gespräch mit der Fabrikzeitung erzählt die Regisseurin Annina Dullin von ihrem Schaffensprozess, Tabubrüchen und der Hirnrissigkeit von Schönheitsidealen.  Fabrikzeitung: Annina, was fasziniert dich an der Arbeit mit dem Jugendtheater? Annina Dullin: Mich interessieren keine fix fertigen Produkte, sondern wenn

«Die Zeit, sich zu verirren, gibt es nicht»

Am 3. Februar spielt Voodoo Jürgens mit seiner Band Ansa Panier in der Roten Fabrik. Im Interview mit der Fabrikzeitung sprach der Wiener Künstler über sein neues Album «Wie die Nocht noch jung wor», Skateboard fahren als Freiraum und darüber, wie man sich organisiert, während man versucht, sich zu verlieren.  Fabrikzeitung: Voodoo Jürgens, der österreichischen Kronenzeitung

Härdöpfelstock: Make kin not (only) kids

Was ist eigentlich eine Familie? Und was kann Theater leisten um unsere Vorstellungen davon zu prägen? Laura Leupi besuchte das Theaterstück «Knapp e Familie», das ab 5. Februar im Fabriktheater zu sehen ist.  Eine Reflexion. Da sitzen sie jetzt also, die beiden erwachsenen Menschen, in ihrem erwachsenen Zuhause, in ihren erwachsenen Kleidern und mit ihren

«Menschen sollen nicht verwaltet werden, sondern würdevoll leben können»

Die Umstände im Schweizer Asylwesen sind prekär – für Frauen und genderqueere Personen nochmal auf eine ganz eigene Art. Oft fehlt es bereits an Mitteln, um Grundbedürfnisse zu stillen. Die Fabrikzeitung traf sich mit einer Vertreterin des Unterstützungskollektivs Inaya Zürich, das sich genau diesen Problemen widmet.  Fabrikzeitung: Was und wer ist Inaya? Inaya: Wir sind

«Ziel ist, dass das Publikum die Show verlässt und Bock hat, weiter zu kämpfen»

Am 8. Dezember laden die Moderator*innen Fatima Moumouni und Uğur Gültekin zu ihrer postmigrantischen Late Night Show in die Rote Fabrik ein. Im Interview mit der Fabrikzeitung spricht Gültekin über das Mosaikmigrantischer Erfahrungen, Assimilationsdruck und Humor als kollektive Bewältigungsstrategie. Fabrikzeitung: Für die Leute, die noch nie an einer Late Night Show von euch waren: Worum

«Immer ist alles gleichzeitig.»

Das Theaterstück «Nach uns die Zukunft» feiert am 8. Dezember 2022 um20 Uhr Premiere im Fabriktheater. Dazu begab sich die Fabrikzeitung auf Probebesuch bei kraut_produktion. Beim Mittagsschwatz erzählt Theater-regisseur Michel Schröder vom Tiefpunkt unserer Spezies, dem Erschaffen von Poesieräumen und dem englischen Parlament. Fabrikzeitung: Hoi Michel, was habt ihr gerade einstudiert? Michel Schröder: Du hast

Universität oder Zwangsheirat

Shilan will ihre Schwester vor einer arrangierten Ehe bewahren und holtsich dafür Prüfungshilfe von mafiaähnlichen Händlern. In seinem Film«The Exam» zeichnet Shawkat Amin Korki die ausweglos scheinendeSituation zweier Frauen in der Autonomen Region Kurdistan nach.Die Rote Fabrik zeigt den Film am 6. November.  «Rojin, lass dich nie von jemandem zu etwas zwingen, das du nicht

Antirassismus ist kein Trend

Eine neue Veranstaltungsreihe in der Roten Fabrik macht Diskriminierung zum Thema. Dabei versteht sich Auf.Brechen als offene Plattform für betroffene Aktivist*innen, die Veranstaltungen kuratieren und durchführen. Weiter bietet das Format Workshops zur Sensibilisierung der noch immer sehr weissen Roten Fabrikler:innen an. Über die Frage, was Auf.Brechen will und wer hinter der ersten Ausgabe steckt, sprechen

Wir müssen dann fort sein

Dies ist der Anfang von Dirk Brauns‘ Roman über die Diktatur in Weissrussland: Zehn Jahre hat Oliver Hackert seinen verhassten Vater, einen ehemaligen Volkspolizisten und systemtreuen Schriftsteller, nicht gesehen – nun nimmt er die Einladung zu dessen 75. Geburtstag an. Die Situation eskaliert auf allen Ebenen: Das Treffen mit dem Vater endet im Desaster und

Godzilla, die Königin der Nacht, ein Pornokino und ein Songtexter

Die temporäre Fassung von «Züri brännt», dem Kultfilm der «Bewegig» schlechthin, wurde im Herbst 80 erstmals in der Roten Fabrik gezeigt und schlug ein wie eine Bombe. In der Gruppe «Videoladen», die sich seit 79 in einem Keller im Zürcher Niederdorf traf, wusste man zu Beginn der Opernhauskrawalle sofort: Etwas Wichtiges passiert. Mit den neu

Die Durchlöcherung der Stadt

So wie das Rauchen in Restaurants, Konzerthallen oder am Arbeitsplatz früher selbstverständlich war, so war und ist es üblich, beim Strassenbau mit der ganz grossen Kelle anzurichten. Das wusste auch die Standard Telephon und Radio AG STR, die Anfang 1970er Jahre ihren Firmensitz in der Roten Fabrik hatte. 1974 verlegte sie diesen an einen anderen

Praktikum Kulturelle Kommunikation (80%)

Die Fabrikzeitung ist ein zehn Mal jährlich erscheinendes Magazin mit Fokus auf gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Schwerpunkten. Sie wird von der IG Rote Fabrik herausgegeben und erscheint seit 1984. Nebst den thematischen Schwerpunkten informiert die Fabrikzeitung über die jährlich mehr als 300 Veranstaltungen der Roten Fabrik. Zur Mitarbeit in unserer Redaktion suchen wir per 1.

Weichkneten mit CocoRosie

Das US-amerikanische Schwestern-Duo CocoRosie macht Musik, wie sie emotionaler nicht sein könnte. Wer sich drauf einlässt, erlebt Wunderliches. Smash my head on the rock, I barely feel itTwist the hands on the clocks, time is slowingRun across a burning bridge, we barely make itSmash my face on the wall, Pa is callingA murder of crows,

Das Maddock Manifest

In diesem Essay erläutert der Performancekünstler Benjamin Burger einige Grundgedanken, die ihm als Ausgangspunkt zur Stückentwicklung seiner Soloperformance «Das Maddock Mani-fest» dienten. In der Performance selbst zeigt er seinen enigmatischen Rechercheprozess rund um den Künstler Maddock und sein Manifest. Vor zwei Jahren habe ich mich während einer Residenz mit Kurt Cobain beschäftigt. Ich überlegte damals,

Gendergaga
design

Sie sagen «Hier gehörst du nicht rein». Sie fragen «Bin ich auf der falschen Toilette?». Sie versichern sich «ah nein, ich bin auf der richtigen Toilette… Äxgüsi, sind Sie e Frau oder e junge Maah?». Sie bedrohen «Hesch du e Schwanz oder was machsch du do?». Sie spotten «Hets bide Fraue wiedermau zweni WCs?». Sie

Die Stadtführerin

Ich habe gerade einen Stadtführer geschrieben. Für die Stadt, in der ich wohne. Die Idee für diesen Stadtführer kam nicht von mir. Das Konzept dafür gibt es schon lange. Der Guide ist Teil einer ganzen Reihe von Stadtführern, die alle nach demselben Prinzip funktionieren. Ich wurde nur dafür angefragt. Die Herausgeberin sucht sich für jede

Eine legale Unmenschlichkeit

Anfang Februar forderten die IGA SOS Racisme und Solidarité sans frontières an einer Medienkonferenz in Bern wieder einmal die Abschaffung des Not-hilferegimes als Instrument der Schweizer Asylpolitik. Unmittelbarer Anlass waren die unerträglichen Lebensbedingungen im Zentrum Oberbuchsichten im Kanton Solothurn. «Die elementarsten Menschenrechte werden missachtet!» mahnten die beiden Organisationen. Im Kanton Zürich gibt es gegenwärtig fünf

Von der Unmittelbarkeit übermannt

Die Musik der australischen Band Vancouver Sleep Clinic klingt wenig überraschend. Und trotzdem kann sie einen aufwühlen. Am 21. Juni kommen sie in die Rote Fabrik.   Ein Mann sitzt im Kofferraum eines Autos, von Kissen und Zierpflanzen umgeben, den Kopf auf ein Seitenfenster abgestützt. Die Beine sind ausgestreckt, die Hände warten auf einer elektrischen

Von Konkordanz und präsidialem Schweigen

Die Zwangsversetzung von Filippo Leutenegger ins Schuldepartement war eine kleine Explosion im Zürcher Politibetrieb. Paradoxerweise war Leuteneggers Wutausbruch an der Pressekonferenz ein Bruch ebenjener Konkordanz, die er beschwören wollte. Es stellt sich die Frage, was er damit eigentlich bezwecken wollte. Es war einer dieser seltenen Momente bei Pressekonferenzen, bei denen etwas geschieht, das man so