Der Streik geht weiter

Der landesweite Generalstreik von 1918, der sogenannte «Landesstreik» jährt sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal. Das Ereignis stellt in der Geschichte der Schweiz eine bedeutende Zäsur mit zahlreichen Folgen für die Arbeitsbedingungen, die Sozialpolitik und die politische Einbindung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dar. Über die Beurteilung des Erfolgs des Landesstreiks wird bis heute und voraussichtlich besonders in diesem Jahr diskutiert und debattiert. Die Einordnung ist nicht leicht: Der Landesstreik sorgte zwar für Neuwahlen nach Proporz sowie die Einführung der 48-Stunden-Woche, war jedoch mit vielen Forderungen zumindest nicht unmittelbar erfolgreich. Nichtsdestotrotz hatte er für die gesamte Bevölkerung eine Signalwirkung, indem er aufzeigte, was passieren kann, wenn die Not der arbeitenden Bevölkerung zu lange ignoriert wird. Soziale Reformen wurden nach dem Streik beschleunigt, Anliegen der Arbeiterbewegung zunehmend in die politische Entscheidungsfindung mit einbezogen. Der Streik mobilisierte aber auch die bürgerliche Rechte, die im Landesstreik einen bolschewistischen Umsturzversuch sah und in den folgenden Jahrzehnten mit Bürgerwehren einen Nachrichtendienst aufbaute. Doch wo stehen wir heute?

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