«Nichts verpassen» lautet seit 2008 der Werbeclaim der Tageszeitungen der Tamedia tagesanzeiger.ch, bernerzeitung.ch und bazonline.ch. Der Claim, entworfen von der Zürcher Agentur Spillmann/Felser/Leo Burnett, liegt gut in der Zeit, entspricht er doch einem zunehmend verbrei­teten Verhalten in der Nutzung von digitalen Medien. Aktualität ist ein klassischer Nachrichtenwert, auch für die elektro­nischen Nachrichtenportale. Doch noch nie

Wie der Flow den Alltag auflöst – Spielsucht und Social Media

Denken Menschen über Technologie nach, so verwenden sie je nach Haltung eines von zwei einfachen Modellen. Waffenlobbys argumentieren beispielsweise oft mit der technolo­gischen Neutralität: «Guns don’t kill people, people kill people», lautet ihr Standardargument. Werkzeuge werden darauf reduziert, dass Menschen sich ihrer bedienen, um schon bestehende Bedürfnisse zu befriedigen. Das zweite oft verwendete Modell hingegen

Echtzeit: Die Temporalität der Post-
Demokratie

«Echtzeit». So bezeichnet man die verzögerungsfreie Übertragung von Informationen über grössere Distanzen und die damit einhergehende Möglichkeit, entfernte Akteure miteinander in Verbindung zu bringen, als wären sie am selben physischen Ort. Streng genommen ist das eine unerreichbare Utopie. Sowohl die Codierung auf der einen als auch die Dekodierung auf der anderen Seite – die Übertragung

Die Simulation von Einordnung

Noch vor den Fakten zu den Ereignissen der Silvesternacht 2016 in Köln kamen die Deutungen. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen erkennt darin ein tiefes Misstrauen in die Medien und die Unfähigkeit, Ungewissheit auszuhalten. Ein Interview von Joachim Huber. Joachim Huber: Herr Pörksen, auf welcher Wahrnehmungsebene muss die Silvesternacht in Köln betrachtet werden – als ein besonderes