Das Spielen mit Bombensplittern gehörte für den 1935 in München geborenen Jungen zu den Illuminationen im tristen Kriegsalltag. «Ich habe nie unter der Bettdecke Bücher verschlungen. Nach dem Krieg war keine Zeit fürs Lesen.» Es folgt ein Schnitt: Der Adoleszente verbringt ein Jahr in den USA und kehrt mit einem glühenden Interesse an der transatlantischen

Schreiben als magische Operation

Du fragst mich nach Jürgen Ploog? Was soll ich da sagen? Dass wir uns so und so viele Jahre kennen? Dass wir uns hier und da und dort und anderswo begegnet sind? Dass es Dinge gibt, die uns verbinden (wie Tanger zum Beispiel)? Dass es Dinge gibt, die uns trennen (wie Tanger zum Beispiel)? Wie

Circus no Circus

Einem Magier sehen wir staunend zu, wie er mit Tuch, Zauberstock und allerlei Beschwörungen die hübsche Assistentin zersägt, um sie wieder zusammenzusetzen. Wir sehen Trennung respektive Heilung, und doch bleibt dem Betrachter der Trick verborgen, was ja das Rätseln so spannend macht. Jürgen Ploog ist ebenfalls ein Zauberer. Ausgestattet mit Skalpell und Klebstoff, trennt und

Saturday at the Tapes

So I sit there with earphones, mind you West End of forgotten City East of what used to be a shade of time. Let’s not get into that again… machine gun fire loud & clear… airplanes moving in low & forgotten now like battles in the Pacific… distant artillery for the Americans don’t forget that

Im Hinterland der Worte

Zählt man die Jahre, könnte einem schwindelig werden: Wir kennen uns jetzt ein halbes Jahrhundert. Es muss im Januar ʼ70 gewesen sein, dass eines verabredeten Tages Jürgen Ploog vor meiner Tür in Göttingen stand, aus Frankfurt am Main angereist mit einem Buckel-Volvo und begleitet von einem stillen jungen Mann, der sich Doc nannte. Anlass der

in photo automaten

das teilen des metalldrehstuhlshievt in die liga derjenigen die in geldbeuteln lungern& an kühlschränken hängen kopf ins quadrat& münz in den schlitz y, in einem strengen arabischen land aufgewachsen:zunge raus & t-shirt hoch m’s blick hinaus, das weite suchendnahm die rückreise voraus, die ihre letzte blieb tbc mit e, mindestens 1 x pro jahrder obligate

Mir ist immer noch schlecht

Sich kein Bild machen, nicht vertrauen?So lange ich den Raum nicht verlasse, der mir zugewiesen istStellt mir auch niemand ein BeinWie schön!Dass der Rand meiner Matratze nicht die Grenze warDie ich nicht zu übertreten hatteSo konnte ich den Stein werfenDas Feld treffenDas es auszuloten galtAuf einem Bein hüpfte ich schliesslichÜber deinen SchattenDer immer so ein

Mann mit Schere

Ich war dabei, aber ich habe nicht dazu gehört. Die Jungs waren die Opposition, zu allem, manchmal auch zu sich selbst. Ich war der, der vorbeischaute. In jeder Hinsicht ein kurzes Stück Weg. Die Beats, dieser Haufen Verrückter. Der Mann im Anzug mit Kra­watte, der Mann mit der Schere. Auf Engelsflügeln ab in die Hölle.

Six for Jay. Deformed Sonnets

Some do not Sobered bythe unavoidable,unlike old menwho decoratetheir memories,some do notredress the pastor change their tearsto pearls —or foil the living truthas though a beautybrushing byhas blinded themwith scorn. Nothing wasted Kneadedfrom the stuffwe call our brains,a fabricof wrong things,a smugnessof highest thoughtsand lowest stains,incongruitiesare the natureof the beastwe are pleasedto sufferand call the

Winterkrieg in Güllen

Der Schnee wollte nicht aufhören runterzubröseln. «Wir werden uns den Weg wohl freischaufeln müssen», stellte Jürgen «Jay» fest. Derweil fantasierte Carl, was Lenin wohl im plombierten Eisenbahnwaggon, in dem er in einer siebentägigen Reise nach St. Petersburg geschickt wurde, mit seiner Reisegruppe angestellt hatte (32 Personen). «Darüber möchte ich einen Roman lesen. Aber die deutsche

Fake Fiction

Johnny schaffte nie mehr ganz, von seinen Trips zurückzukehren. Er hatte sich mit einer Filmcrew eingelassen & vergebens versucht, einige Szenen aus dem Skript umzuschreiben. Tagelang verliess er das Zimmer nicht, unsicher, wo er gerade war. Undurchdringliches Schattengewirr nächtlicher Filmaufnahmen umgab ihn, Gegenstände, die er berührte, hinterliessen einen zerebralen Abdruck auf seiner Haut. Mit der

PS

Letzthin kam ich in San Francisco vorbei. Das ist zufällig die Beat-Stadt, hat es mir dann gedämmert, in jedem Buchladen drehten sie mir Beat an. Ich sagte: «Ok cool, aber ich kaufe dieses Jahr keine Männerliteratur.» Sie seufzten: «Es gab schon auch Frauen, aber die sind grad vergriffen…» Und dann schmuggelten sie mir lauter Männernamen