Es gibt gewisse Dinge, die sollten einfach nicht miteinander in Verbindung gebracht werden. Wasserstoff und Feuer zum Beispiel. Das ist eine explosive Mischung, die viel Lärm gibt. Oder Kunst und Politik, eine Kombination, für die selbstredend das Gleiche gilt. Oder Privatleben und Politik. Dies gilt insbesondere für jene LeserInnen, die entweder Pornostar oder Christdemokraten sind. Oder beides. Aber am aller-
schlimmsten: Sport und Politik. Das haben wir diesen Sommer wieder einmal gelernt.

Wenn ich es mir recht überlege, gibt es eigentlich nichts, das mit Politik vermischt werden sollte, zumindest wenn man dem ständig aufgerissenen Volksmund glauben mag. Politik ist ein Bereich, der hat sich nur um sich selbst zu kümmern. Sobald sich die Politik in die Belange von Menschen einmischt, wirds kompliziert. Zum Beispiel, wenn sie sich um Kriterien kümmert, nach denen Kultupreise verliehen werden: Da geht es zuallerst um das Potentiel für Shitstorms, dann um die marktwirtschaftliche Verwertbarkeit, aber nicht das geringste um Qualität. Was dann dazu führt, dass Milo Rau, Harald Naegeli und Thomas Hirschhorn ihr Geld mit Prostitution, Kolumnenschreiben oder Architektur verdienen müssen. Wobei man durchaus argumentieren kann, dass das gar nicht so schlimm wäre.

Aber eben, noch viel schlimmer ist es im Sport. Diese heiligste, unschuldigste aller menschlichen Kulturformen, die ja nur entstanden ist, um armen, triebgesteuerten Männern einen safe space zu bieten, in dem sie ihre genetisch verankerten Gewalttriebe ausüben können – wahlweise in der Arena oder in der dritten Halbzeit, das kann uns ja egal sein, solange es uns nicht beim Wurstessen stört.

Doch Gott behüte (!), wenn da plötzlich die Politik mit ins Spiel (!?!) kommt. Man stelle sich nur einmal vor, da würden sich mehrere dieser Stundenbarbaren plötzlich unter einem farbigen Banner zusammentun. Wie schnell würde es gehen, bis diese Banner – ganz in der Logik des Barthes’schen Mythos – mit Sinn gefüllt würde, also diese einst sinnentleerten Banner mit Bedeutung aufgeladen würden, zum Beispiel der einer Nation. Oder derjenigen einer dieser «Völker», von denen wir dauernd hören.

Es braucht nicht viel Fantasie, sich weiter vorzustellen, dass sich dann mehrere dieser Standartenträger an einem weiteren Ort treffen, um gemeinsam auszuschlachten, wessen Banner denn nun das bessere sei und welches abzuhängen. Wahrscheinlich wäre es auch so, dass der Ort dieses Bannerbannens nicht einem Verein, sondern einem Land zugesprochen wäre. Und somit wäre es schon gar nicht mehr zu verhindern, dass sich die Politik einmischen würde. Jesses, man will sich das Theater gar nicht vorstellen, wenn plötzlich die Stand-Up Comedians der Redekunst (also Parlamentarier und Regierungen) darüber urteilen würden, wo man einen solchen Wettbewerb abhalten dürfte, und mehr nicht die völlig vorurteilsfreien Sportfunktionäre (männliche Form bewusst gewählt).

In diesem Sinne: Haltet euch fern von Politik und die Politik fern von euch. Haltet euch an das, was ihr kennt: Der Sommer dauert 90 Minuten. Und zum Schluss gewinnt Markus Söder.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

Comment is free

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert