Nehmt euch in Acht vor den Sozialarbeitern und ihren Sternchen. Sie stehen schon an jeder Ecke, in jedem Hauseingang, in jedem Parkhaus und kümmern sich ungebeten um unsere Probleme. Ziehst du dir einen Sixpack aus dem Regal, steht schon der Sozi hinter dir und fragt, wieviel du eigentlich trinkst. So ins Blaue hinein sozusagen. Wieso du eigentlich keine Gummis kaufst, schliesslich seist du Single und obwohl dein Tinder-Profil ja so wenig angesehen wird, dass sich die alte Links-Rechts Frage gar nicht stellt, man müsse doch immer bereit sein. Und wage dich bloss nicht in die Nähe der Zigaretten – der einzige, der hier noch rauchen darf, ist er.

In den Parlamenten sitzen sie auch schon, schweigen meist besserwisserisch lächelnd in sich hinein, während sie auf ihren Convertibles nach Konfuzius-Zitaten googlen. Aber wenn sie dann zwischendurch vom Wort ergriffen werden, ist schon per definitionem klar, dass sie das sachlich tun. Mit vielsilbigen Lehnworten und immer diesem leichten Zittern in der Stimme als unmissverständliches Zeichen, dass es hier jetzt um etwas Ernstes geht. Da traut man sich kaum mehr, schüchtern hinzuschauen.

In den Parks streunen sie herum wie Drogenspürhunde, Hummeln oder Restekuschler nach zwei Uhr Morgens. Den Blick scharf schweifend, warten sie darauf, dass eines der Viecher sich von der Herde trennt und dann – zack. Schon wieder ein Mensch betreut, der das nicht selber kann. Irgendjemand muss sich ja um die marodierende Gesellschaft kümmern und von Herkules ist weit und keine Spur zu sehen. Hütet euch vor ihrem gesamtheitlichen Verständnis von Freiheit.

Wenn sie sonst nichts zu tun haben, denken sie über Stadtentwicklung nach. Und nicht, indem sie wie wir normalen Menschen Sim City Build It auf dem Handy spielen, nein, weit gefehlt: Sie gleisen Partizipative Prozesse auf, laden Betroffene ein, die solange sprechen dürfen, bis es ans Konkrete geht, und dann wird für sie gesprochen. Sie planen Quartiere, Siedlungen und öffentlichen Raum am Reissbrett, bis alle verplant sind.

Warum man das alles braucht, fragen sich die einen oder anderen zwischendurch. Doch lasst euch gewarnt sein: Wehe, wehe, wehe, wenn ihnen die Subventionen gestrichen werden: Dann sind sie in der Privatwirtschaft los! Da bauen sie blitzschnell kleine, geile Firmen auf. Pflanzen Kokospalmen mit Menschendünger. Bauen Rollstuhlsmarts. Machen Skateboardshops auf. Gründen Bieryogaschulen. Wie hiess es einst so einfach? Wer Gewerbe sät, wird Werber ernten.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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