Teil eins: Oralnarzissmus oder: Kurt Imhof isst seinen Oberschenkelmuskel

Der Moraltheoretiker Prof. Dr. Kurt Imhof der Universität Zürich ist ein typisches Opfer. Ein 68-er Opfer. Damals waren junge Männer und Frauen noch politisch engagiert. Wer politisch war, war sexy. (Ich warte auf die Sammelklage von Kurt Imhof für diese Verallgemeinerung.)

68-er sind bekanntlich oral fixiert. Vielleicht fehlte ihnen die Mutterbrust. Ihre Mütter boten deren Brüste dem nächsten Liebhaber dar, der Kleine musste warten. Diese Oralfixierung erhob den Genuss zur Maxime. Sex, Rock und Drogen. Darum sehen 68-er sehr alt aus und nennen die heutige Jugend «moralisch» und gar «religiös». So kürzlich Kurt Imhof am TV. Und das nur, weil die Jungen heute sinnvoll konsumieren wollen.
«Moralisch», weil die Jungen keine Muskeln essen. «Religiös», weil sie dafür Gemüse essen. Kurz: Diese Jungen heute sind unpolitisch. Sie fordern nicht, sondern sie tun. Sie kaufen ethisch, aber sie haben keine Position. Sie essen Bananen mit Barthaaren. Melonen mit Wimperntusche. Goldige Zwetschgen, die singen können. Narziss und Goldfischli. Das ist die neue Ideologie. Anything kommt in die Hiltlwurst.

Was ist falsch gelaufen? Die 68-er machten den Narzissmus gesellschaftsfähig. Gegen Eltern. Gegen Staat. Gegen Grosskapital. Für. Für den Genuss. Das Übel dabei: der Genuss, der am Wirtschaftsrad drehte. Am Karussell der Ich-Aktiengesellschaft. Diese 68-er Hamster beissen in den eigenen Hintern, im Hamster-Rad, das sie selbst in Gang gesetzt haben.

Ich will nicht sagen, dass die erste hedonistische Gesellschaft, von der wir Genaueres wissen, alles falsch gemacht hat. Aber der hier von mir kritisierte Kurt Imhof taxierte in besagter Fernsehsendung friedfertige Veganer als «religiöse Moralisten». Ausgerechnet einer dieser Fleischfresser Ronald McDonalds, dieser Yves Saint Laurent Fielmanns, dieser H&M-Kinderarbeitgeber, dieser Windkraft-Verdreher, einer dieser Oedipussies, die mit der Grenzenlosigkeit nicht zu Rande gekommen sind. Und heute müssen wir über Ecopopper abstimmen.

Der Britische Sänger Morrissey sagte über Jamie Oliver: «Wenn Jamie das Tiereessen so toll findet, warum steckt er dann die eigenen Kinder nicht in die Mikrowelle?» Ist Tierenichtessen unmoralisch? Wäre es moralischer, sich selber nicht zu essen? Sollte nicht, wer im Zeitalter der reproduzierbaren Eiweisse Muskeln isst, gleich sich selber aufessen? Seinen eigenen Hintern im Hamsterrad anknabbern. Das ist die ethische Schlussfolgerung der 68-er-Moral. (Böse Zungen behaupten, die hätten nicht mal eine anständige 69 hingekriegt.)

Teil zwei: Ich hasse Europa

Ich hasse die EU, sagt meine erst 9-jährige Tochter. «Die EU ist undemokratisch. Die Menschenrechte sind undemokratisch. Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen) sei zwar einer der Grundlagentexte, mit denen die Demokratie und Freiheit in Frankreich begründet wurden. Die Erklärung sei vom Gedankengut der Aufklärung geprägt. Aber egal, sagt sie. Scheiss drauf, sagt sie.»

Meine liebe Tochter! Sie geht irgendwo in Zürich zur Schule, Ausländeranteil 75%. Aus der sechsten Klasse im Schulhaus meiner Tochter haben es acht Kinder direkt ins Langzeitgymnasium geschafft. Das ist doppelt so viel, wie der Stadtzürcher Durchschnitt. Logisch, dass bei 75% fast alles Ausländer ins Gymnasium gehen. Der Wahn.

In der Schule meiner Tochter hat es einen Schulhausabwart. Erinnern Sie sich an den Hausabwart Peter Safari Shehe? Peter Safari Shehe ist der Hausabwart aus dem Thurgau, der in Kenia Stadtpräsident wurde. 22 Jahre nachdem er aus Afrika in die Schweiz in die Lehre kam, ist er zurückgekehrt. Er wollte seinem Land etwas zurückzugeben. Ein bisschen Schweiz für Kenia.
Szenenwechsel: Joachim Gauck, Sohn von Nazi-Mitläufern, Kritiker der DDR und Deutscher Bundespräsident wurde gefragt: «Herr Bundespräsident: Was, denken Sie, werden spätere Generationen uns vorwerfen?» Er überlegt und sagt: «Das ist schwer zu sehen. Wir können unseren Kindern und späteren Enkeln vielleicht erklären, warum die Flüchtlinge, die jetzt zu uns wollen, nicht zu uns können! Vielleicht können wir es erklären! Vielleicht aber werden sie uns die Frage stellen: Wie viele waren es genau? Hattet ihr wirklich keinen Platz? Es könnte sein, dass wir dann keine Antwort haben.» Wir haben die Festung Europa fest im Griff gehabt.

Wie hängen Veganismus, 68-er, Oedipus und Ökopop mit Kenia und Europa zusammen? Die Schweiz ist Europa. Europa. Europa ist die schöne Frau, die ihre feinlackierten Füsse am Bosporus ins Schwarze Meer tunkt. Die Schweiz weiss das. Die Schweiz mitten in Europa drin. Kuscheln mit Europa ist wunderschön. Wir lieben Europa. Wir lieben Lampedusa. Wir müssen Europa beitreten. Aber wir dürfen nicht Europa beitreten. Wir müssen eine Brücke von Bümpliz direkt in die Mitte des Kontinents Afrika bauen. Und Gemüse direkt aus Afrika importieren. So hängt alles zusammen.

Teil drei: Africa-euro.com: 50% des Konsums der Schweiz würde vom Kontinent Afrika importiert, vor allem der Mittelstand spielte dabei eine wichtige Rolle, es wäre ein Mittelstand ohne Ängste und voller Ruhe.

Wir sehen nun, dass dieser Text ein Triptychon aus Muskeln, Europa und Mittelstand ist. Jetzt gäbe es ein Gesetz, dass die Schweiz 50% ihres Konsums vom Schwesterkontinent Afrika importieren lassen würde. Was würde das bedeuten? Es würde zunächst bedeuten, dass die Mittelklasse eine Revolution auslösen würde. Denn die Revolution, wie sie Marx dachte, geht tatsächlich von der Mittelklasse aus. Die Mittelklasse löst alle Probleme dieser Welt. Allem vor an den Hunger, den Krieg, die Gesundheitsversorgung, die Bildung, den Tierschutz, die Artenvielfalt, die Ressourcen-Nachhaltigkeit, die Migration, die Soziale Sicherheit, die Demokratie, die Persönliche Wahlfreiheit und den Müssiggang, die Zusammengehörigkeit, die Lebensqualität und auch die kulturelle Vielfalt. Einfach alles. Die Vision wäre, dass im Jahr 2100 keine Unterschiede mehr bestünden zwischen dem afrikanischen Kontinent und Europa. Dieser Prozess würde sich ab heute linear entwickeln bis zur Vollendung. Die Schweizer Wirtschaft und ihre Konsumenten kauften mindestens 50% ihres Importvolumens vom afrikanischen Kontinent ein. Alles wäre gut. Es gäbe eine Brücke oder eine Rutschbahn Bümpliz Retour.

Comment is free

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert