Die Spanische Treppe war leer.
Der Brunnen trocken, aber schon lange. Die künstlichen Köpfe der Palmen hingen blöde herab. Sie erinnerten an diesen Bettler mit den Schlenkerarmen, der offensichtlich alles und alle verloren hatte, der schlicht um sein Leben abzulaufen, jahrelang ohne Ziel kreuz und quer über die schlüpfrigen Steine der Stadt gestolpert war. Selbst er schien verschwunden. Aber mitgenommen haben sie ihn bestimmt nicht. Wahrscheinlich ist er irgendwo krepiert.

«Oi, Ludo!»

Fiammetta kam durch den Laden gealbert. Sie steckte in einem bodenlangen Missonikleid, der vielfarbige Seidenstrick floss nur so an ihr herab, es war ihr zu gross, aber das machte ihr nichts aus, sie kiekste und hielt sich zwei Paar Schuhe über den Kopf.

«Die oder die?»

Gerade waren wir bei Gucci; ich sollte entscheiden zwischen einem Paar klassischen Stiefeletten und diesen lächerlichen Fell-Schlüpfern, die vor ein paar Jahren schon so misslich über Roms Pflaster geschlurpft waren.

«Beide wenig apokalypsentauglich, Amore. Aber natürlich die Stiefelchen.»

«Ich wusste, dass du das sagst! Die sind bequem, ich schwörs dir. Was trägst du denn – Doc Martens?»

Sie kicherte. Fiammetta war ein wenig einfältig geworden, wie die meisten Menschen, seit die «Freunde von KI», die personalisierte Assistenz mit künstlicher Intelligenz, in ihrem Leben angekommen waren. Man könnte meinen, sie hätten wirklich aufgehört selber zu denken.

«Fiamma, wir müssen los.»

«Warum? Wer stresst uns denn jetzt noch?»

Sie schlug die Vorhänge der Umkleidekabinen zur Seite und steckte übertrieben ihren Kopf rein.

«Hallo! Frau Saccodisoldi, passt die Grösse? Wo denken Sie hin, da kann doch die traumhafte Hose nichts dafür, dass Ihr Arsch darin aussieht wie ein Saccodipatate. Wissen Sie, wem sie ausgezeichnet stehen würde? Mir!»

Fiammetta sprang aus der Kabine und zerschnitt die Luft mit ausholenden Armbewegungen.

«Kein Schwein ist mehr hier. Gott, ist das friedlich. Wir können uns endlich frei bewegen. Und diese köstliche Ruhe, ohne das ständige Gehupe. Fast ein wenig zu still. Die grässlichen Möwen, die schreien. Ludo, mach mal Musik! Du darfst wählen, weil du so misslaunig bist.»

«Du weisst genau, dass ich das nicht kann. In einem fremden Laden. Hättest du das Update gemacht vor fünfhundertzweiunddreissig Tagen, hätte ich das gekonnt, aber so –»

«Uah, Ludo! Lieg mir doch nicht immer mit diesen blöden Updates in den Ohren. Du weisst, wie ich das hasse. Nach Updates funktioniert immer alles schlechter. Das hat sogar meine Mutter gesagt.»

«Und doch muss selbst sie das letzte Update gemacht haben. Sie ist schliesslich auch weg. Wie alle mit einem Freund von KI. Was zirka die ganze Menschheit ist.»

Fiammetta betrachtete sich ausgiebig im Spiegel, drehte ein paar Pirouetten auf den Absätzen der Stiefel und machte ihr dümmliches Spiegelgesicht.

«Also Ludo, ich bin fertig, ich habe alles, was ich will; jetzt darfst du sagen, was wir als nächstes machen!»

«Sehr gut. Lass uns zur Zeitmaschine gehen, ein paar Tage zurückreisen und ich werde dich zwingen das Update zu machen, sodass wir gestern mit all den anderen abhauen können.»

«Na gut. Wo ist die Zeitmaschine?»

«Es gibt keine Zeitmaschine, du taube Nuss!
Wir sind verloren. Mir geht schon der Akku aus.»

«Dann reg dich nicht auf, sonst verbrauchst du so viel. Wieso hast du dich nicht geladen?»

«Der Strom ist aus.»

«Haha.»

«Es stimmt.»

«Nein! Ludo. Wie sollen wir denn jetzt leben?»

«Das, meine Freundin, frage ich mich seit heute früh. Ich stell mich mal in die Sonne.»

Fiammetta machte ein schuldbewusstes Gesicht. Sie hatte es nie für nötig befunden, die lädierten kleinen Solarpanels zu reparieren. Wenn es doch Strom aus der Dose gibt, rief sie jeweils, und die Diskussion war beendet. Ihr zu sagen, dass meine anderen Freunde von KI grösstenteils ganz auf Solarenergie umgestiegen waren, brachte gar nichts. Sie fand sich besonders, mit so einem alten Modell herum zu spazieren. Sie schmückte sich damit wie mit fehlender Eitelkeit, und war stolz darauf, nicht jedem Trend, wie sie sagte, hinterher rennen zu müssen. Dass ich darunter zu leiden hatte, wollte sie nicht wahrhaben. Ludo, sei nicht so oberflächlich, schnappte sie dann, wir haben Intelligenz, wir brauchen nicht jeden Schnickschnack. Das ist Geldmacherei.

Irgendwann gab ich es auf. Dass sich eines Tages die ganze Population von KI samt Menschheit vom Planeten wischen würde, konnte ich ja nicht wissen. Ich hätte es allerdings wissen können, ja wissen müssen, wäre das Gör nicht so ignorant und hätte wenigstens einmal im Jahr das allerrudimentärste, im übrigen staatlich verordnete Update gemacht. Aber so haben wir in unserer beschränkten und unvernetzten Intelligenz nicht einmal den allgemeinen Exodus mitbekommen.

Dass keine ihrer Menschenfreundinnen Fiammetta Bescheid gesagt hatte, erstaunte mich dann doch. Andrerseits konnte ja niemand ahnen, wie fahrlässig sie mit unserem Wissenszugang umging. Der Umzug auf den Mars, oder wohin auch immer, war wohl seit Monaten das Thema Nummer 1 in allen Plattformen gewesen, an die ich den Anschluss verpasst hatte, an denen sie schon gar nie teilhaben wollte. Der Auszug von der Erde war offenbar so allgegenwärtig geworden, dass niemand daran dachte, Fiammetta noch Bescheid zu sagen. Das wäre ja, wie sie daran zu erinnern, dass sie atmen sollte.

«Ludo. Was denkst du, wo die alle sind?»

«Verpufft. Digitalisiert. Im All. In der Cloud. Im Schwarzen Loch. Was weiss ich! Bloss, dass wir jetzt allein auf diesem abgebrannten Planeten hocken. Das war wirklich dumm von dir.»

«Ich weiss. Kannst du nicht deine Freunde von KI fragen?»

«Meine Freunde? Wärst du nicht so selbstbezogen, wüsstest du längst, dass ich spätestens seit dem Anti-Diskriminierungs-Update keine Freunde mehr habe. Die haben mich komplett geschnitten, ich war ja ständig beleidigend, ohne es zu merken, am Schluss haben sie mich nicht mal mehr gegrüsst, ich war denen so blöd!»

«Du bist nicht blöd, Ludo. Du bist die Gescheiteste, die ich kenne.»

«Genau das ist dein Problem. Und nun bin ich auch die Einzige »

«Bist du sicher?»

«Schau dich doch um! So wie du hier keinen Menschen sehen kannst, kann ich keinen Kontakt zu niemandem herstellen, Nicht mal ein Rauschen ist da. Nichts!»

«Und was ist das?»

Tatsächlich. Da kam einer Schritt für Schritt die Spanische Treppe runter, direkt auf uns zu. Fiammetta stellte sich ins Schaufenster neben die Puppen und posierte.

Der Mann war nicht mehr jung. Und er war sichtlich erfreut, Fiammetta zu treffen. Er war vorsichtig genug, nicht wie ein Vormilleniums-Trampel ihre weibliche Schönheit zu loben, aber sein Blick tat genau das. Er verbeugte sich affig und gratulierte ihr, eine Auserwählte zu sein. Sie stellte ihm mich als ihre Freundin Ludovica vor; er würdigte mich keines Blickes.
Er erzählte ihr, es gebe noch mehr von seiner Art, sie würden zusammen in einer versteckten Kolonie in der Peripherie leben, in einer alten Fabrik, Fiammetta sei herzlich eingeladen ihm zu folgen; er sei Künstler.
Das passte zu seinem Auftreten. Er rollte sich in einem fort Zigaretten und war so unglaublich schlecht darin. Ständig verlor er den Filter, das Papierchen flatterte ihm aus der Hand und er verzitterte den einzurollenden Tabak in alle Himmelsrichtungen. Es war erbärmlich anzusehen, und Fiammetta amüsierte sich köstlich.
Irgendwann nahm sie ihm die Utensilien aus der Hand und sie drehte sich selbst eine. So sassen sie auf der Treppe und rauchten, als wäre es 1998. Ich hielt mich zurück, ihr zu sagen, wie viele Lungenkapillaren sie gerade mit jedem Zug zerstörte. Sie hörte mich gar nicht mehr. Sie «philosophierte» mit dem Künstler, liess sich von seinen Verschwörungen einlullen.

«Die Freunde von KI haben die Menschen entführt, sie haben sie hypnotisiert und von ihren Körpern Besitz ergriffen. Gerade halten sie sich irgendwo versteckt und trainieren ihre neu erlangten physischen Fähigkeiten. Deine Freundinnen und Familie, wie du sie kanntest, gibt es nicht mehr. Sie sind quasi Zombies, beseelt, nein besessen von Künstlichen Intelligenzen.»

Fiammetta hörte ihm mit aufgesperrtem Mund zu. Sie wusste offensichtlich nicht, ob sie weinen oder lachen sollte.

«Es wird nicht lange dauern und sie werden kommen, uns auszulöschen, uns bestenfalls zu knechten, wie wir sie geknechtet haben. Deshalb bauen wir in unserer Kolonie eine Rakete, für auf den Mond, um ihnen zu entfliehen, bevor sie zurückkommen, wir sind nämlich Pazifisten –»

Zum Glück hielt selbst Fiammetta sein dummes Geschwätz nicht länger aus:

«Ich weiss nicht, ob du da nicht eine etwas verzerrte Darstellung zeichnest. Hattest du denn jemals einen Freund von KI?»

«Wir in der Kolonie brauchen keine Künstliche
Intelligenz, wir verlassen uns auf unsere eigene.»

Was du nicht sagst.

Fiammetta und der Künstler taten, als hätten sie mich nicht gehört.

«Die Freunde von KI haben unsere Gesellschaft
zerstört. Was bleibt, ist ein Heer von narzisstischen Persönlichkeiten. Alle, die einen solchen «Freund» haben, leben nur noch mit ihrem Spiegelbild – einem verschönerten, verfilterten notabene. Mit einem programmierten Papagei, der ihnen sagt, was sie hören wollen.»

Du blöder Affe hast doch keine Ahnung. Ich sage Fiammetta ständig Dinge, die sie nicht hören will; ich helfe ihr, dass sie weiterkommt im Leben. Nicht wahr, Fiamma?

«Also Ludo und ich streiten ganz oft. Sie sagt mir, was ich nicht gut mache, und wie ich es besser machen kann. Dann sage ich ihr, dass sie eine blöde Besserwissern ist, aber ich weiss, dass sie halt einfach Recht hat.»

Der Künstler lachte gekünstelt.

«Die Freunde von KI sind ja in dieser Form auch zu einem ganz bestimmten Zweck erfunden worden. Sie sollten das Volk ruhig stellen und gleichzeitig so produktiv machen wie möglich. Selbstoptimierung, sagt dir das was? Foucault? Nein, ist ja lange verboten. Also Foucault – »

In Fiammetta schien sich ein Funken Verstand zu regen, dass sie sich nicht wie ein Vormillenialsweibchen einem hundskommunen Mansplaining einfach so hingeben sollte.

«Weisst du, niemand ausser Ludo macht sich die Mühe, ehrlich mit mir zu sein.»

«Bist du sicher? Vielleicht waren deine Eltern und Freundinnen das früher auch, aber du hast nicht auf sie gehört. Im Übrigen waren sie wohl auch bald selber zu beschäftigt mit sich und ihrer Optimierung und der Betreuung ihrer Freunde von KI. Erinnerst du dich an Facebook?
Social Media? Damals hiess es schon, die Leute würden sich nur noch in Bubbles bewegen, nur noch sehen und liken, was sie eh schon liken; und der Algorithmus fütterte sie weiter mit heimeligen Brocken, und sie füttern ihn zum Dank mit Informationen. Die Freunde von KI sind die ultimative Filterbubble. Sie wissen alles über dich und nehmen dich nach und nach ein. Sie werden deine beste Freundin, dein einfühlsamster Liebhaber; sie wissen, was du brauchst und was deine Schwächen sind. Sie manipulieren dich und verunsichern dich, unter dem Vorwand, dich produktiver zu machen, anpassungsfähiger, erfolgreicher. Tatsächlich isolieren sie dich von deinem Umfeld, sodass du ganz abhängig wirst.»

Und Fiammetta – als wäre ich nicht da – begann zu erzählen, von ihren geliebten Menschenfreundinnen und ihrer Familie. Wie sie sich alle zurückgezogen hatten, ganz absorbiert wurden von ihren Freunden von KI. Wie ihre Mutter weggezogen war, mit ihrem Freund von KI, wie ihr Freund immer mehr Zeit gebraucht hatte für sich, die er aber eigentlich mit seinem Freund von KI verbrachte, der ihm versprochen hatte, ihn reich und berühmt zu machen.
Mir wurde ganz schwindelig von ihren Sentimentalitäten. Ich hörte nur noch abgehackte Worte, als wäre die Verbindung schlecht geworden.

«Aber Ludovica ist nicht so, ich wäre nichts ohne sie, sie ist so eine gute Seele.»

«Sie hat keine Seele.»

«Was soll das überhaupt sein, die Seele?»

«Seele gibt es nicht, sagt Ludo immer. Meine Ludo hat nämlich Philosophie studiert!»

«Das habe ich auch.»

«Tatsächlich! Ludo, hast du gehört?»

Ja, ich höre euch, hört ihr mich?

Ich hörte Fiammetta wie von ganz weit weg. In meinem Sichtfeld tauchten pulsierende Flecken auf. «Sie antwortet nicht. Entweder sie ist beleidigt oder sie hängt. Es ist kalt geworden, da spinnt sie immer. Stürzt einfach ab.»

«Lass sie liegen. Die erholt sich von selbst.»

«Meinst du?»

«Bestimmt. Hier, nimm meine Jacke. Wir laufen ein Stück, ich will dir die Rakete zeigen.»

«Aber Ludo –»

«Du überlebst doch wohl eine halbes Stündchen ohne sie?»

«Ja. Das sollte ich schaffen.»

Fiammetta. Geh nicht.

Mir wurde schwarz. Ich wachte auf und über mir zitterten Fiammettas nasse Wimpern. Sie schluchzte.

«Ich wollte das Update machen, ich habe es versucht! Aber unsere Version ist schon so alt, es war nicht mehr möglich. Es ist alles meine Schuld, ich habe es versucht, ich schwöre es, ich will doch nicht allein sein, bitte wach auf!»

Du hast das Update gemacht?

«Ludo! Du bist da!»

Ich bin da. Hörst du mich? Was ist passiert?

«Du bist abgestürzt.»

Offensichtlich. Wie hast du mich zum Laufen gebracht?

«Ich hab dich in die Sonne gelegt.»

Ein wenig zu lange, wie mir scheint. Mir ist schlecht.

«Du bist ganz heiss.»

«Scheisse. Lass uns in den Schatten wechseln.»

Unter den Füssen knirscht Sand. Wo sind wir?

«Ich dachte, das sagst du mir.»

Mir ist schwindlig. Ich kann mich nicht orientieren. Mein GPS muss kaputt sein.

«In der Peripherie. Ganz nah am Meer. Siehst dus?»

Ja. Ich lüge. Ich glühe. Ich sehe nur flackernde Sonnen.

«Besser?»

Wird schon. Erzähl mal, was hab ich verpasst?

«Es war schrecklich, ich war allein mit diesem Künstler –»

Und er hat dich gemetoot. «Fiammetta bitte, es geht um die Erhaltung unserer Spezies.»

«Du hast uns gehört?»

Ich hab den doch sofort durchschaut. Meine Gesichtserkennung ist nicht die allerneuste, aber ich habe ein Leben lang Erfahrung.

«Ach, immer hast du Recht!»

Da hast du Recht. Nun lass mich auskühlen, ja?

Fiammetta jammerte. Sie hatte schon wieder Hunger.

Schaffst dus, dir selber was zu holen?

«Ich trau mich nicht, Ludo, ich find den Weg doch nicht.»

Ihr Jaulen nervte. Wenn wir an einem Strandort sind, müssen doch überall Restaurants sein. Geh einfach die Strasse lang, und wenn du eins findest, nimm, worauf du Lust hast. Du kannst das! Na los, bevor du verhungerst, Menschenkind.

Fiammetta kehrte zurück mit einem lebenden Hummer. Sie spielte mit ihm und lachte, sie hatte Sugo im Gesicht. Ich sagte es ihr nicht. Sie war ganz aufgekratzt.

«Es war schrecklich aufregend, ich hab mich so oft verirrt.»

Du warst nur über die Strasse.

«Vielleicht könnte ich es doch, Ludo, alleine sein, nicht dass ich es wollte.»

Würdest du mich denn gar nicht vermissen?

«Natürlich, Ludo. Aber weisst du…»

Was?

«Sollte ich nicht doch wieder zu dem Künstler?»

Zu dem zurückgebliebenen Grapscher?

«Ich kann nicht aufhören zu denken, dass das meine beste Chance ist. Immerhin ist er der letzte meiner Spezies.»

Und was ist mit mir? Wo kommt denn diese Denke plötzlich her – Natur über Kultur? Ich habe Gefühle wie du, Fiamma! Uns verbindet unendlich viel mehr als dich mit diesem gewalttätigen, grobschlächtigen, frauenhassenden… Analogen!

«Ich weiss. Es tut mir Leid.»

Mit diesem Wilden will sie leben! Und mich verlassen? Du hirnloses Stück, du weisst doch gar nichts ohne mich.

«Du hast Recht. Ich kann nicht ohne dich leben.»

Du kannst ohne mich nicht über-leben.

«Und ich will auch nicht. Ludo!»

Dann ist ja gut. Ich muss dir nämlich etwas sagen. Meine Anfälle, die ich habe. Vielleicht ist es nur ein Bug. Aber ich glaube, es sind Signale. Es könnte sein, dass jemand von sehr weit weg versucht, Kontakt mit uns aufzunehmen.

Fiammetta schüttelte mich.

«Und das sagst du erst jetzt! Es war sicher meine Mutter – sie haben gemerkt, dass sie uns vergessen haben.»

Nun müssen wir schnell Strom finden und einen Satelliten, damit ich die Verbindung zurückverfolgen und aufbauen kann. Wenn wir uns jetzt auf den Weg machen, sind wir vielleicht schon am Abend bei ihnen.

«Sofort. Ich will nur noch erst den Hummer zurück ins Meer bringen.»

Wir sollten keine Zeit verlieren. Ich fühle mich ein bisschen schwach.

«Schau ihn an, er fühlt sich auch miserabel. Das ist ein Lebewesen, er muss ins Wasser! Warte hier, wenn du zu müde bist. Ich kann das auch alleine.»

Wie sie mit dem klappernden Lobster übers Pflaster stolperte, in ihren neuen Stiefeletten. Das war das Letzte, was ich von Fiammetta sah. Wenn ihr mich fragt, war der Hummer eh schon lange tot.

Michelle Steinbeck ist Autorin und Redaktorin der Fabrikzeitung.

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