«Alles, was da unten raus kommt, ist eklig.» Diesen Satz hat mir einmal eine Frau gesagt, als es um die Frage ging, was denn nun mehr Überwindung koste: Fellatio oder Cunnilingus. Wobei wir natürlich alle wissen, die Frage ist falsch gestellt. Denn die Antwort hängt ja nicht primär vom Geschlechtsteil ab, sondern von den Kontextfaktoren. Zuallererst die Hygiene, aber eben nicht nur.

Hätte Wolfram Blocher seinen Samen an einen Bahnwagen gespritzt anstatt in seine Ida, hätten klein Christoph und Gerhard mit Sicherheit ein wenig mehr von der Welt gesehen

In casu: Donald Trump vorzuwerfen, auch er sei eines Tages einmal zwischen den Beinen einer Frau ins Licht gezerrt wurde, ist natürlich absurd. Die Frage muss doch vielmehr lauten: Welche Frau mit nur einem kleinen Funken an Selbstrespekt würde eine Ekelportion mit kleinen Händen wie Frederick Christ Trump an sich ranlassen, auf die Gefahr hin, einen kleinen Donald in die Welt zu setzen? Aber natürlich, das waren noch andere Zeiten, damals vor dem Krieg. Da waren Frauen faktisch noch gezwungen, sich an einem Mann zu hängen, um ihre wirtschaftliche Sicherheit, ihre Altersvorsorge und ihren Platz in der Gesellschaft garantieren zu können.

Oder ein anderes Beispiel: Hätte Wolfram Blocher seinen Samen an einen Bahnwagen gespritzt anstatt in seine Ida, hätten klein Christoph und Gerhard (letzterer derzeit in der Hölle schmorend) mit Sicherheit ein wenig mehr von der Welt gesehen und ein bisschen Weitblick entwickeln können – daran besteht kein Zweifel. Aber den beiden vorzuwerfen, sie seien nur deswegen so rückständige Antidemokraten geworfen, weil auch sie von einer Frau in die Welt geworfen worden seien, dafür kann es ja wohl keine ernsthaften Anzeichen geben.

Oder ein letztes: Die Vorstellung, dass Alain Berset deswegen zum Vorkämpfer der Gleichberechtigung wurde und den Frauen in diesem Land ermöglichte, gleich lange ihren Rücken krumm zu krampfen wie die Männer, weil selbst er einst der Vagina einer Frau entschlüpft sei, die ebenso schön rot war wie dereinst sein Parteibuch, lässt sich mit gutem Gewissen ins Reich populärer Mythen verdrängen.

Denn all diesen Mackern muss klar sein: Die Frauen trifft keine Schuld. Weder ihr Geschlecht noch die schlechte Erziehung, die sie diesen Rüpeln zuteil werden liessen. Natürlich sind wir noch nicht an einem Ort in unserer geisteswissenschaftlichen Entwicklung, an dem wir ihre Fehlleistungen ohne ihr Geschlecht denken können, aber bei aller Kritik muss uns ebenso klar sein: Auch Frauen können Arschlöcher sein. Danke Frauke, danke Theresa, danke Marine, dass ihr uns das immer wieder so deutlich vor Augen führt.

Doch bei all dem Streit geht manchmal vergessen, wie nebensächlich diese Diskussion tatsächlich ist. Was interessiert uns denn das noch: Geschlecht? Fuck the Cistem, oder? Dass es ausgerechnet immer die religiösen Spinner sind, die das immer noch nicht begriffen haben – wie zum Beispiel die Spinner mit ihren «Alles Sünder»-Schildern am Women’s March – sollte uns zu denken geben. Denn wenn es Gott gibt, ist *sie trans.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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