Black Sea Dahu ist eine sechsköpfige Folkband aus Zürich, die sich in den letzten Jahren international Gehör verschafft hat. Die Leaderin und Songwriterin Janine Cathrein ist das Gesicht der Band, welcher auch zwei ihrer Geschwister angehören. Ihre Musik zeichnet sich durch die warmen und dunklen Klänge aus, die sich aus der Kombination mehrstimmiger Gesänge mit Cello, Gitarre, Bass, Keys und Schlagwerk ergeben.

Zusammen touren sie durch Europa – von Paris bis Parma, Berlin, Amsterdam, Kopenhagen und sogar Sri Lanka. Die neue Single «In Case I Fall for You» wurde auf Spotify über 2.5 Millionen Mal gestreamt. Diesen Sommer treten sie an der Fusion auf.

Fabrikzeitung: Ich kannte euch noch als JOSH. Wieso habt ihr euren Namen gewechselt und was bedeutet Black Sea Dahu?

Janine Cathrein: «Black Sea» ist ein Teil aus den Lyrics vom Song «White Creatures», welcher mir persönlich sehr viel bedeutet. «Dahu» ist ein Schweizer Fabelwesen, eine Ziege. Sie lebt am Hang und hat zwei kurze und zwei lange Beine, um damit besser am Berg stehen zu können. Unser Name ist eine Kombination aus Witz und Ernsthaftigkeit, Leichtigkeit und Tiefe; wie auch manchmal die Gefühlswelt. Wir heissen so, weil wir den Namen wechseln wollten – JOSH war sechs Jahre lang zwar ein toller Name, aber nicht besonders eigen, in dem Sinne, dass es ihn auch ausserhalb der Musikwelt tausendmal gibt. Man steht mit so einem Namen somit nicht für sich allein. Mit «Black Sea Dahu» haben wir das automatisch. Es hilft uns enorm, wir haben uns damit sozusagen Steine aus dem Weg geräumt.

Zwei deiner fünf anderen Bandmitglieder – Vera und Simon Cathrein – sind deine Geschwister. Ist das nicht manchmal anstrengend?

Doch. Aber auch wunderschön. Hey, ich kenne diese beiden schon so lange, und wir sind einfach immer noch zusammen unterwegs. Kommunikation ist immer schwierig, ob mit Family, mit Freunden oder mit Studiomusiker*innen. Und ich muss schon sagen, ich glaube, wir sind insgeheim ein ziemlich krasses Family-Gespann, ein Geschwisterteam, das sehr gut zusammenarbeitet und sich gerne hat.

Ihr seid weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt. Wie kam es dazu? Gab es einen Schlüsselmoment?

Wir sind von Anfang an auch ins Ausland auf Tour. Wir haben einfach das Wohnmobil gepackt und sind losgefahren, haben selbst E-Mails an Clubs geschrieben und sind auch auf der Strasse und in kleinen Cafés aufgetreten. Dadurch hatten wir schon eine kleine Basis, zum Beispiel in Deutschland. Durchs Surfen haben wir Leute aus aller Welt kennengelernt, die unsere Musik dann in ihre Heimatländer getragen haben. Mit der neuen Single «In Case I Fall for You» hat’s dann mehr oder weniger eingeschlagen. Blogs, Zeitungen und Radios sowie Preise, Reviews und Spotify Playlists haben unter anderem dazu geführt, dass unser Album gespreadet wurde.

Welchen Auftritt wirst du nie vergessen?

Den Auftritt am Openair Wipkingen 2015. Es war unser erstes Festival überhaupt, und kaum waren wir auf der Bühne, ging die Batterie meiner Gitarre drauf. Ich wusste damals noch nicht genau, worauf ich da schauen oder hören muss, und es war mir sehr peinlich. Das ganze Tech-Team ist gerannt und ich musste dann mit einem Mik die Gitarre abnehmen. Der Mischer hat zwar sein Bestes gegeben, aber wir hatten Feedback ohne Ende. Das war verdammt unangenehm und es tut mir bis heute Leid. Oder im Planet 5 – unser zweites Konzert überhaupt: Der Mischer fragte, ob der Monitor laufe, und ich nur so: «Hä was? Weiss nicht, wie hör ich das?» Einfach keine Ahnung von nichts, damals. Aber von genau solchen Pannen hab ich viel gelernt.

Ihr scheint viel zu reisen, habt bereits Touren geplant bis Herbst 2020. Wo würdest du am allerliebsten mit Black Sea Dahu auftreten?

Schwierig… Das Glastonbury Festival in England. Das habe ich seit Jahren im Kopf. Wer weiss, vielleicht ist das ja gar nicht so toll dann, auf dieser riesigen Bühne vor abertausenden von Menschen. Ein Amphitheater wäre auch cool. Und ich würde gerne mal im «De Roma» in Antwerpen headlinern.

Könnt ihr alleine von eurer Musik leben?

Nein. Die Gagen reichen nicht mal, um die Spesen fürs Auto und die Unterkunft und alles zu bezahlen, geschweige denn faire Gagen für die Musikerinnen. Deshalb beantrage ich ohne Pause Fördergelder. Ich habe mich an den Dauerzustand gewöhnt, zu wenig Geld zu haben für dieses und jenes. Ich habe die ganze Zeit Angst, dass meine Mitmusikerinnen zu wenig Geld haben für ihre Miete; ich selbst auch. Wir leben sowieso alle sehr bescheiden. Ich habe momentan gar keine Wohnung, hab alles zu meinem Mami in den Keller gestellt und schlafe auf dem Sofa von Feunden, wenn ich zwischen Tourblöcken da bin. Wir werden am Ende dieser Tour im Minus sein. Wenn ihr helfen wollt, kauft unseren Merch, spreaded die Musik, streamt oder kauft Platten, mir egal, Hauptsache Support. Danke. An dieser Stelle muss man sagen, wir haben glaube ich die geilsten Fans. Seit dem Anfang haben wir die wundervollste Rückendeckung und Leute, die uns abfeiern. Das tut sehr gut und ohne das hätten wir gar nichts geschafft.

Hast du eine Lieblingsband? Wer oder was sind deine Inspirationsquellen?

Momentan Radiohead und Patrick Watson. Inspirationsquellen gibt’s so viele! Chopin, Tchaikovsky, Mnevis, Mac Miller, Andy Shauf, Sophie Hunger, The Tallest Man on Earth, Saint-Saens, Kate Tempest… Eigentlich auch sehr viele aus meinem direkten musikalischen Umfeld. Mitmusiker*innen. Rio, Haubi Songs, Long Tall Jefferson, Linda Vogel…

Letzte Frage: Am 14. Juni war Frauenstreik. Wart ihr da?

Es kommt mir vor, als wäre ich bei einem Jahrhundert-erlebnis einfach nicht richtig dabei gewesen. Ich war am B-Sides Festival in Luzern und wir haben da zwar auf der Bühne einen fünfminütigen Streik hingelegt, aber es war natürlich meilenweit davon entfernt von dem, was so in Zürich abging. Es ist wichtig, dass das passiert. Die Mädchen, die jetzt aufwachsen, brauchen in so vielen Bereichen gesunde, gleichberechtigte Bilder, die ihnen vermitteln, dass Frauen stolz sein können. Und dass sie etwas sein können.

In case I fall for you
Will you burn all boats behind you and hit the road with me?
And as we pull through
Two partners in crime
We settle down in Alabama and pretend we’re free from fear

In case I provoke you to fury
Will you play the husky voice and show me that our love can heal?
And as we live the life of Riley
Will our browntanned skin and the wind up
the hills keep at bay all our demons within?

Oh I think I love you
Once again an old flag was blown away
Oh I think I’m in love
In love with you
Nowhere else will I find peace but when I’m with you

In case I fail to remain true to you
Will you say we are meant to be and that’s why you won’t leave?
And as I slash your devoted heart
Will you put up with him being next to me?
‚Cause that’s how love’s supposed to be
Or will you walk out of the tale I really wanted to be real?

Oh I think I love you
Once again an old flag was blown away
Oh I think I’m in love
In love with you
Nowhere else will I find peace but when I’m with you

Will I find peace?

Oh I think I love you
Once again an old flag was blown away
Oh I think I’m in love
In love with you
Nowhere else will I find peace but when I’m with you

«In Case I Fall for You», Black Sea Dahu, 2018.

Leonor Diggelmann hat Geschichte und portugiesische Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und macht derzeit einen Master in Zeitgeschichte an der Universität Fribourg. Sie lebt in Zürich und arbeitet seit vielen Jahren in der Gastronomie.
Black Sea Dahu spielen am 26. Juli zusammen mit Long Tall Jefferson am Stadtsommer in der Roten Fabrik auf der Bühne am See.

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