Weihnachten naht und Facebook hält treffsicher meine Wunschliste bereit: Alle Produkte von Clearblue, eine finnische Babybox, Sixpacks am Strand, mindestens eine echte und ernsthafte Beziehung und – falls es unter dem Baum noch Platz hat: die Boobies meiner Träume. Und zwar in dieser Reihenfolge!

Die finnische Kiste ist dabei wirklich bestechend: Eine weisse Zügel-Kartonschachtel, die alles enthält, was ein Baby braucht: Decke, Schnuller, was weiss ich. Hat man die Kiste leergeräumt, findet man auf deren Boden ein nacktes Kindlein, das lächelt. Man nimmt es heraus, zieht ihm die süssen Kleidchen aus der Box an und legt es wieder hinein. Es wird wie auf dem Werbefoto herzhaft gähnen und sofort einschlafen. Ab und an wirft man ein paar Süssigkeiten oder Küchenabfälle in die Kiste – ähnlich wie für ein unkompliziertes Haustier zum Beispiel Schildkröte – und es wird zufrieden rappeln darin. Ich habe mit Mengenrabatt direkt 10 Babyboxen zum Weiterverschenken bestellt – für all meine Freundinnen, die sagen: keine Kinder, weil zu anstrengend. Die werden Augen machen! Karriere und Party und Ich-Zeit geht mit Box offensichtlich genausogut wie mit ohne.

Der vielversprechend angepriesene «gemeisselte Beachbody» scheint schon schwerer zu erreichen. «Wenn Du dich endgültig entschieden hast, dich zu verändern», heisst es da, oder: «starte mit deinem individuellen Programm an!» Wer sagt denn, dass ich mich 1. entscheiden, 2. verändern und 3. ein Programm starten will? Und wie soll ich das bitteschön verschenken? Den Link zur Facebook-Privatnachricht, mit der man sich für den «Unibody» anmelden soll, copypasten und verschicken? Sie haben ja recht: «Auch wenn du den Kopf in den Sand steckst, sieht jeder deinen Hintern». Umso mehr freue ich mich, wenn klare Ansagen mit einem einfach zu kaufenden Produkt zusammenfallen: «Eiweiss macht satt. Eiweiss macht schlank. Win-Win. #‎eiweisseiweissbaby – der Eiweissshake für Mädels». Ist dann halt nur für Mädels. Ebenso eher unter geschlechtsspezifische Geschenke fallen die erwähnten Traumbusen. Ich dachte immer, dafür müsse ich mich, zusammen mit meiner besten Freundin, in einer Klinik aufschneiden lassen, damit wir nachher Busenfreundinnen sind. Aber anscheinend geht es viel einfacher: «Lesen Sie BUSTURAL»! Klingt erst ein wenig irreführend, Bustural ist nämlich kein Buch, sondern eine die weibliche Brust aufschwellende Crème. Leider – und natürlich gibt es da immer einen Haken – sei das Wundermittel «in allen apotheken ausverkauft, aber» – und jetzt kommt das himmlische aber: «wir haben noch ein paar. mit preisnachlass».

Wenn ich also fast all das kriege, was Facebook mir als 26 jähriger Frau wünscht, dann kann ich dem nächsten Zeugen Jehovas vor meiner Tür guten Gewissens ins Gesicht schreien: Danke, aber ich habe bereits das Paradies auf Erden! Ein Kind in der Kiste, Eiweiss im Shaker, Spam in der Inbox und geschwollene Titten! Was brauch ich mehr? Eine echte und ehrliche Beziehung? PN!

Michelle Steinbeck ist Autorin und Redaktorin der Fabrikzeitung.

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