Hadayatullah las als Erster,
und ich stand draußen
vor der Kneipe
und kotzte mir die Seele aus dem Leib.
 
Hinter mir blieb
einer stehen:
Oh Gott, wie entsetzlich …
 
Was? Ich drehte
mich um. Ich muß hier
gleich lesen …
 
Der Mann ging weg.
 
Hadayatullah las
noch immer,
und er klang wie ein Beatnik
auf Deutsch, und ich
dachte, lies, Kumpel, lies,
vielleicht
vergessen sie mich ja!
 
Doch dann war plötzlich
Schluß. Ich hörte,
wie sie meinen Namen riefen,
und sofort kam es mir
noch mal hoch …
 
Ich fand ein Taschentuch,
wischte mir
Mund und Schuhe ab,
ging da rein und setzte mich ans
Mikrofon.

Florian Günther, Friedrichshain-Berlin, Autor und Fotograf. Gibt den «DreckSack – Lesbare Zeitschrift für Literatur» heraus. Zuletzt erschienen u.a. «Genug Zeit zu verlieren – Neue Fotos, gebrauchte Gedichte» (Gonzo/Edition Lükk Nösens, 2015) und «Gedichte aus dem Hochparterre» (mit Fotografien von Michael Dressel; Moloko Print, 2019). 

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