Die Lethargy steht vor der Tür! Die Veranstaltenden haben einmal mehr ein eklektisches Programm zusammengestellt. Darunter: Innellea. Das Duo ist seit ihrem ersten Release «Colante» 2016 auch ausserhalb ihrer Heimat München bekannt und bringt nach Auftritten an der Fusion und in Ibiza frischen Wind nach Zürich. Ihr Sound ist unkonventionell, melodisch und gibt Power!

Fabrikzeitung: Was macht ihr diese Tage? Abgesehen vom Ein- und Auschecken am Flughafen.

Innellea: Tatsächlich sind wir zur Zeit viel auf Reisen, ansonsten beschäftigen wir uns gerade mit unserem Liveset, das wir auf dem Fusion Festival und anschliessend auf Ibiza spielen werden.

Ihr habt kürzlich euer Studium abgeschlossen. Seid ihr jetzt Vollzeitmusiker? Wie hat sich euer Leben seither verändert?

Yes! Es ist relativ gleichgeblieben. Das Studium lief, um ehrlich zu sein, eher neben der Musik als anders herum. Das einzige was Neuland für uns ist, ist der ganze organisatorische Kram wie Steuern und Versicherungen.

Bleibt ihr vorerst in München daheim?

Auf jeden Fall. Wir sind hier in der Nähe aufgewachsen, fühlen uns wohl – und es müssen ja nicht alle nach Berlin ziehen.

Wenn ihr mal zuhause seid, wie sind die Nachbarn?

Da herrscht kaum Kontakt. Ein kurzes Hallo auf dem Gang, oder das eine oder andere Paket, das hier und da mal angenommen wird…

KünstlerInnen haben unterschiedliche Arbeitsrhythmen und -abläufe. Die einen arbeiten eher strukturiert, andere gehen für zwei Wochen ins Studio, produzieren ein Wunder und machen dann erstmal was ganz Anderes. Wie sieht bei euch der Workflow aus?

Wir haben schon eine Regelmässigkeit in unseren Studio-sessions. Das variiert so zwischen 20 und 40 Stunden die Woche. Für uns ist das wichtig, um uns einfach ständig weiter zu entwickeln und nicht aus dem Fluss zu kommen. Dennoch brauchen wir ab und an eine Auszeit, um neue Kreativität zu tanken. Das kann dann Touren sein, ein Urlaub oder ganz banaler Tagesalltag.

Picasso hat mal gesagt, man könne ein Bild nicht vollenden, nur sich dafür entscheiden, mit der Arbeit daran aufzuhören. Wann ist für euch ein Track fertig?

Schöner Spruch. Bei uns ist das ein kleines bisschen anders. Ein Song wird produziert, dann in verschiedenen Clubs getestet und das Feedback anschliessend nochmal angewendet. Der letzte Feinschliff kommt dann kurz bevor es zum Mastering geht. Da legen wir dann mittlerweile nochmal eine Mixing-Session ein. Früher haben wir das während des Entstehungsprozesses gemacht, finden es jetzt aber doch sinnvoller, dies zu separieren.

Auf wie viele oder welche Tracks, die ihr mal liegen gelassen habt, seid ihr später wieder zurückgekommen, um sie abzuschliessen? Oder geht’s immer nur nach vorne?

Das kommt ehrlich gesagt nicht oft vor. Meistens hat man Lust ein neues Projekt zu öffnen, vor allem wenn man bei einem Track an einer Idee oder Melodie hängen bleibt und nicht weiter vorankommt. Da ist es für uns das Beste einfach neu anzufangen. Aber wir greifen schon gerne auf Elemente liegengelassener Tracks zurück, seien es irgendwelche Drum-Spuren oder Synthies. Die verwenden wir dann für den neuen Ansatz. Somit waren dann die Stunden für ein unfertiges Stück oft nicht umsonst.

«Saladin-EP»: Was hat es mit dem Titel auf sich? Ist er symbolisch geladen oder war das so ein onomatopoetischer Impuls, wo man dann sagt «Klingt super. Nehmen wir»?

Onomatopoetischer Impuls hört sich gut an. So in die Richtung ging es bei der Benennung des Tracks auch. Manchmal fühlt man einfach irgendwelche Wörter oder Buchstaben zu einem Lied. Hier war es Saladin und es passt immer noch super für uns. Der Arbeitstitel hiess übrigens «mal’n Anfang».

Napoleon, Nautilus, Saladin. Man kann mit diesen Titeln Exil, Erforschung und Eroberung verbinden. Also aus dem Untergrund in die grosse Weite greifen. Das hat sich für euch sehr gut entwickelt. Wie bewertet ihr den Weg von den Studifeten zu grossen Hallen und internationalen Festival-Gigs nach fünf Jahren?

Tatsächlich hatten wir vor kurzem das erste Mal so richtig den Moment, dass wir erkannt haben, wie wir uns weiterentwickelt haben. Es tut gut zu sehen, dass die harte Arbeit anfängt Früchte zu tragen. Rückblickend gab es in den letzten fünf Jahren kaum einen Tag, an dem wir nicht an Innellea gearbeitet haben, egal in welcher Form.

Was habt ihr vor eurer gemeinsamen Arbeit gemacht?

Daniel: Ich habe mein Abitur gemacht und war dann neben der Musik und vor Studienbeginn ein Jahr arbeiten und reisen.
Michi: Neben meiner Ausbildung und meinem Fachabitur war ich damals professioneller Eishockeyspieler. Das wurde mir dann einfach zu viel und ich wollte mein eigener Coach sein. So habe ich das Snowboardfahren für mich gefunden, was ich auch sehr aktiv betrieben habe.

Wie seid ihr miteinander in Kontakt gekommen?

Wir haben uns beide über ein Kollektiv kennengelernt, das sich Ohne Worte nannte und mit dem wir Parties in und um München veranstaltet haben. Ist jetzt nicht die spannendste Story. Haben damals nur schnell festgestellt, dass wir beide höchst motiviert waren, mit der Musik voranzukommen und so haben wir uns nach ein paar Sessions zusammengetan.

Was unterscheidet die Zusammenarbeit bei Innellea von derjenigen mit Duos aus eurer Vergangenheit?

Für uns beide war von Anfang an klar, dass dies genau das ist, was wir machen wollen. Dementsprechend motiviert sind wir an die Sache rangegangen.

Gibt’s sprachliche Ausdrücke, die nur ihr beide beim Produzieren nutzt, die sonst kein Mensch versteht?

Oh ja, da gibt es so einige. Wir haben einen richtigen Studioslang entwickelt, den viele wahrscheinlich nicht verstehen oder auch gar nicht witzig finden.

Was tut ihr im Studio, was total unproduktiv ist, aber enorm Spass macht?

Kaffee trinken. Genussmittel Nummer eins für uns.

Am Lethargy Festival in Zürich seid ihr dieses Jahr Teil eines musikalisch und räumlich vielseitigen Programms. Einzigartige Stimmung, der legendäre Backsteinbau am Zürichsee, mit viel kreativer Energie ausgestaltet. Vorfreude? Neugier? Erwartungen?

Wir können uns noch gar nichts Konkretes vorstellen. Befreundete Künstler von uns haben bis jetzt nur das Beste berichtet und die Zusammenkunft verschiedenster Künste ist für uns auch immer besonders reizend. Wir sind sehr gespannt! Vorfreude ist da natürlich auch da, bis jetzt hatten wir immer sehr viel Spass in der Schweiz.

Wie werdet ihr euch auf diesen Gig vorbereiten?

Wir werden natürlich weiter an unserem Liveset feilen und unsere Erfahrungen von der Fusion und den anderen Livegigs davor miteinfliessen lassen. Natürlich checken wir in unserer Vorbereitung auch aus, was um uns herum auf dem Lethargy so geboten sein wird.

Was ist das Beste an Zürich?

Der Käse. Spass beiseite, die Menschen strahlen immer eine extreme Ruhe aus, und der glasklare See inmitten der Stadt ist natürlich auch einzigartig.

Eure Tracks haben markante Melodien, geben sich dem blossen Sentiment aber nicht hin und zögern die Auflösung des melodischen Versprechens via Rhythmus heraus. Ist schon verführerisch. Geht’s eher um Verführung oder Berührung?

In unseren Songs geht es um das Ausdrücken unserer Gefühle. Wir wollen Leute berühren und damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Was bewegt euch in der Welt ausser Musik und Termine?

Familie, Freunde und alle, die uns nahestehen.

Gibt’s Interesse an medienübergreifenden Kollaborationen? Zum Beispiel mit Film, Techno-Oper oder Klanginstallation?

Und wie! Wir haben hierzu Träume und Pläne, die wir in naher Zukunft mit einem Freund umsetzen wollen. Dazu wollen wir aber nicht zu viel verraten.

Was bestellt ihr an der Bar?

Zwei Moscow Mule bitte!

Was ist das nächste Ziel? Wo geht’s hin?

Nächsten Sonntag spielen wir auf einem Open Air bei Neapel. Freuen uns drauf, in Italien waren wir noch nicht so oft mit der Musik!

Die Lethargy findet vom 9.–11. August auf dem ganzen Areal der Roten Fabrik statt. Volles Programm und Tickets unter: www.lethargy2019.ch

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