eine langverschlafene fee trinkt einen schnaps mit mir
sie sagt, sie gehe jetzt, jetzt gehe sie leere aufsammeln
abends sei es am schönsten, wenn die sonne untergehe
dann fühle es sich für sie so an, als würden wir
sanft durch das weltall fallen & dann prosten wir
ein letztes mal, es dunkelt sich in mir, es dunkelt sich
in deutschland, das waltet keine nacht mehr
ein blühen im dunkel der hirnwände
sanft ist sie, viel zu sanft:// stülpt sich über mich
wie die blinzelnde leuchtreklame: 75% halal – das
will ich auch, die zärtliche hoffnung
eines nihilisten auf das nichts://

zum weltuntergang ist niemand zu spät, sage ich dem schild
: das ende ist nah
wenn es dir blendend geht, bleibt dir nichts anderes
wir lesen & schreiben vom weltuntergang voller zuversicht
sodass er nicht eintritt; die stimme, die dauernd
zu mir spricht, wird mich noch verrückt machen, die stimme
: es wird alles gut werden – nein – : es wird
alles gut werden – nein
wir leben von der zukunft her, der tod
wird im nachhinein festgestellt
wie der dackel, der vor einer metzgerei bellt & heult
weil er nicht weiß, ob frauchen mit oder
ohne wurst wiederkommt; oder wiederkommt://
nur dunkelheit weiß, nur dunkelheit begleitet dich,
ein schwamm
ein unwesen:// so viele dunkelheiten; kümmere doch nicht
um den weltuntergang, kümmere dich
um die welt, um deinen tod, sage ich, oder:
//sei ein märtyrer für deine sache & stirb nicht
das ist keine übung, das ist massenpanik
an der kreuzung werden neue erlöser gekreuzigt
an den pommesbuden steht cyanid neben ketchup
mayonaise ist ein trendgetränk,
emojis werden gebeten eingefügt
an flughäfen lässt man nur noch betrunkene ins cockpit
an bildschirmen werden stirnen gerunzelt
bis sie platzen, smartphones darauf direkt hineingeschoben
abwehrraketen gegen abwehrraketen, ein mordsgeschäft
alle tanzen als würde die welt heute untergehen
sie wird es, ich weiß, weil so die welt untergeht
sie tut es nicht, ich tanze anders, heute wie morgen
eine entspannende panik
eines weltuntergangs, da gibt es nichts zu spoilern
die welt geht unter, weil sie nicht untergeht
das ist keine übung, das ist massenpanik

du bist nicht real, du liegst da nicht neben
dem straßenablauf
sonst liegen meine träume neben dir in der gosse
& da rinnt nicht vergeblich pisse durch meine träume
nein, du bist nicht real, wag dich, wag dich
du bist nicht unverwundbar, sag das jetzt nicht
unverwundbarkeit ist auch nur eine form von taubheit
& ich bin vielleicht noch berauscht & muss pissen aber nein
das kann nicht die reise der erkenntnis gewesen sein
ich weigere mich, das einzusehen
nein, du bist nicht real, du verdrehst dich da nicht auf dem boden
du bist nicht real, man muss schon mensch sein, um unmensch zu werden
& ich bin kein frohnarbeiter, wenn ich nicht vor mir wegspaziere
dann arbeite ich, dann arbeite ich viel
& du bist nicht real, du bist kein datenstrom, hast keine ebbe
keine glut, du liebst nicht neben meinem traum in der gosse
steh auf
du bist nicht wirklich, sonst sind meine träume nicht real
& dann rennt einer durch die gasse & schreit:
ich bin edward snowden, ich bin edward snowden
& ich weiß, niemand wird ihm glauben
ich klopfe meine tasche ab, ob ich dich oder meinen traum verloren habe
du bist nicht real, du bist noch nicht untergegangen
& ich
& du
versprochen
& du

Martin Piekar ist Student der Philosophie und der Geschichte an der Goethe-Uni in Frankfurt am Main. Sein erster Gedichtband «Bastard Echo» erschien 2014, 2016 folgte gemeinsam mit Jan Kuhlbrodt «Überschreibungen» und 2018 «AmokperVers».

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