Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß und viel zu heiss. Wie kann man da noch von uns erwarten, sich auf irgendwas konzentrieren zu können. Wo bleibt denn jetzt das Ritalin für alle, das man uns mit diesem Harmos versprochen hat? Und wieso beantwortet Adrian Amstutz nur noch seine eigenen Fragen?

Da lob ich mir doch einen anständigen Herbst voller Nebel und Granaten. Pflanz deinen fetten Arsch über die Solarpanels, Herr und lass die tollwütigen Hunde in den Wandelhallen und Kommentarspalten los, wo sie «Volksverräter!» kläffen. Damit auch ja niemand auf die Idee kommt, über Dinge zu reden, die sie selber betreffen könnten. Die Unternehmenssteuerreform III zum Beispiel. Befiehl den Märchenerzählern nochmal, ein letztes Mal voll zu sein mit Pluster: «Erzähl’s uns nochmal, Ueli, das Gleichnis von der bösen EU», rufen die Weingärtner, während sich vor unserer Haustüre die Verelenden stapeln – gib ihnen noch zwei südlichere Tage bei nichts zu Fressen, dann erledigt sich das Problem bestimmt von alleine. Oder hatten die wirklich geglaubt, ohne die für Herrschaft notwendige Blässe hier mitspielen zu können?

Und nein, das ist nicht unmenschlich, die Syrer und Eritreer und wie die alle aus Südwestostafrika sonst noch heissen, solange hungern zu lassen, bis sie weiss werden – wir drängen sie doch nur zur Vollendung hin und jagen die letzte Süsse in den schweren Wein, der einst auf ihren Golgothas wachsen wird. Das ist nicht Rassismus, das ist eine Investition in die Zukunft.

Wer jetzt kein Haus hat, dem wünschen wir viel Vergnügen im Zelt, denn wir bauen ihm keines mehr. Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt, wir sind vorbereitet auf das, was kommt, ohne Kopfhörer und mit all den Fernsehsendungen, die wir nie sehen werden, denn «Winter is coming». Und wer jetzt allein ist, hat endlich die Zeit, sich den ganzen Scheiss reinzuziehen, über den facebook immer spricht, ganze Nächte wach zu liegen und in die Röhre zu starren und vielleicht zwischendurch sogar einen langen Kommentar in den Äther zu schiessen, einfach um klar zu machen, dass man auch das Volk ist.

Sucht nicht nach mir in diesen Zeiten. Ich? Ich wandre unruhig hin und her in schlecht gestalteten Aussenräumen, pinkel an Sträucher, wo Alleen stehen sollten und versuche zu erraten, welche Sau, wir wohl als nächstes durchs Dorf treiben.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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