Taumeln erlaubt, straucheln sowieso: Der US-Musiker Yuno tritt mit seinen funky Indie Pop Songs einem erlesenen Club bei. Am 14. November tritt er um 20 Uhr im Vorprogramm von Unknown Mortal Orchestra in der Aktionshalle der Roten Fabrik in Zürich auf.

Don’t know if I should leave myself alone
If I should try at all
Ought to but I have no control
I’m rummaging around
I’m pummeling the ground

Ooh, why for?
Ooh, why for?
Ooh, why for?
Ooh

It’s been a year, I’m still stuck in this hole
It’s not your fault you found another home
So I’ve been trying to keep my weight above
I’m stumbling, I fall
I’m tripping all around

Ooh, around
Ooh, whoa
Whoa
Ooh, ooh
Hoo, ooh

And I don’t know if I should just go
I’ll be alright without you here
Dream I put you out my halo
Signs at my back as I see my tear
I guess I’ll be alright this time
‚Cause I can see you’re doing fine
But I, I need to be by myself
I mean, I sing for myself, I bleed for myself
I breathe for myself
But you’re still in my core
What do I want you for? (What do I want you for?)
What do I need you for? (What do I need you for?)

Why for?
Ooh, whoa
Whoa
Ooh, ooh
Hoo, ooh

Yuno «Why For» (von der EP «Moodie», Sub Pop, 2018)

Haben Sie sich schon mal gefühlt, als würden Sie von einem Strudel erfasst und in die Tiefen des Walensees hinabgezogen werden? Haben Sie schon mal gedacht, dass dieses Dasein wohlmöglich keinen Sinn hat und Sie in Ihrem Leben seit Jahren festkleben wie auf einer versifften Tanzfläche? Dann geht es Ihnen wie Carlton Joseph Moodie alias Yuno. Auf seiner Mitte Juni erschienenen EP – seinem Debüt auf dem renommierten Sub Pop-Label – pinselt er mit der ganzen Gefühlspalette herum, die eine Trennung mit sich führt. Da sind die Vorwürfe in beide Richtungen, das ist die Hilflosigkeit, das ist der Schmerz, da ist das Gefühl der Möglichkeit, dass nun alles gut, alles besser, alles richtig wird.

Gleichzeitig scheint er damit auch seinem langjährigen, mehrheitlich erfolglosen Künstlerdasein den Meister zeigen zu können. Es ist Musik, die die Extrameile geht. Musik, der man anhört, dass ihr viel Musik vorangegangen ist, die nicht diese Kraft hatte. Musik, der es gelingt, die negativen Erlebnisse in positive Songs zu verwandeln. So wie der Song «Why For» – einem kleinen Indie-Pop-Meisterwerk.

Nicht, dass er damit die Welt des Schwermuts neu erfunden hätte: Wie er sich da vom Hall unterstützt in den Song lehnt und die Vokale dehnt, wie die Gitarre dängelt, wie der programmierte Beat eigentlich Richtung Hip-Hop driftet: Das hat man schon mal gehört. Aber schon lange nicht mehr so dringlich. Da hat wirklich einer viel Zeit im eigenen Schlafzimmer verbracht und literweise mit der Verzweiflung Tee getrunken.
Wenn man Yuno hört, hört man immer auch ein paar andere Bands mit – und das ist völlig okay so. Die EP ist der Initiator einer wunderbaren, genreübergreifenden Playlist. Man hört TV On The Radio (gute Gelegenheit, den wahnsinnig guten Willie Isz Remix von «Shout Me Out» mal wieder dreissigmal durchzuhören)», man hört Petite Noir, Clams Casino, Danny Brown, Spoon, The Drums, Trap, modernen, dunkel funkelnden R&B. Dass Moodie die gleiche Frisur hat wie früher The Weeknd – es kann kein Zufall sein. Da scheint der geheimen Allianz der funky Schwermüter ein neues, hochtalentiertes Kind geboren zu sein.

Moodie ist 27, wurde in New York geboren, wuchs jedoch in Jacksonville, der grössten Stadt des Staates Florida auf. Eine Industriestadt, ungleich dem, was man sich unter dem Stichwort Florida so vor dem geistigen Auge an Miami Vice-Szenen und Art déco-Bauten so zusammenfantasiert. Wenn er Musik produziere, alleine in seinem Zimmer, sei er geistig in New York, meinte er kürzlich in einem Interview. Und wir sind bei ihm, bei uns, fühlen mit, wenn wir sie hören.

Entdeckt hat ihn schlussendlich Ish Butler von Shabazz Palaces und den Digable Planets, der inzwischen auch als A&R für sein Label Sub Pop amtet.

Ein weiterer funky Schwermüter hat Yuno nun mit auf Tour genommen: Ruban Nielsen, Herz, Kopf und drittes Auge von Unknown Mortal Orchestra, die schon mehrfach das Publikum in der Roten Fabrik mit ihrem treibenden psychedelischen Soul aus dem Bastelkeller glücklich spielten. Ein Abend voller dunkler, schweisstreibender Schönheit bahnt sich an, an dem sich «Hunnybee» vom aktuellen Unkown Mortal Orgechstra Album «Sex & Food» mit Yunos «Why For» um den Titel des Songs des Abends messen dürfte.

Warm rain and thunder
Days are getting darker
A week is such a long time
Eras rot like nature
Age of paranoia
Don’t be such a modern stranger
Oh angel

Hunnybee, hunnybee
There’s no such thing
As sweeter a sting
Hunnybee, hunnybee
There’s no such thing
As sweeter a sting

Hunnybee, hunnybee
There’s no such thing
As sweeter a sting
Hunnybee, hunnybee
There’s no such thing
As sweeter a sting

Of heaven, tongues are fencing
Too many leaves in the city
Careful like an orchid
Love survives forever
Age of paranoia
Don’t be such a modern stranger
Oh angel

Hunnybee, hunnybee
There’s no such thing
As sweeter a sting
Hunnybee, hunnybee
There’s no such thing
As sweeter a sting

 

Adrian Schräder ist freier Journalist und arbeitet regelmässig für die NZZ, Das Magazin oder das Bieler Tagblatt.
Unknown Mortal Orchestra «Hunnybee» (aus dem Album «Sex & Food», Jagjaguwar, 2018) Yuno spielt am 14. November um 20 Uhr vor Unknown Mortal Orchestra in der Aktionshalle auf.

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