«Die Welt dreht sich schneller», schleudern sie uns auf allen Kanälen entgegen. Jeden Tag ein neuer Trump-Witz, eine neue Abstimmungslüge, ein neuer pädophiler Pfarrer, ein neuer Troll auf Twitter, ein neuer Fake-Freund auf Facebook, der uns verspricht, die eine echte Wahrheit kundzutun, wenn wir seine News liken.

Aber irgendwie fühlt es sich gar nicht schneller an. Du liegst krampfgeschüttelt auf dem Sofa, weil dich dieses verdammte Norovirus schon zum zweiten Mal erwischt hat. Und wenn du dir nicht gerade die Seele aus dem Leib kotzst, weil du halt das Analoge schon immer dem Digitalen vorgezogen hast, starrst du aus dem Fenster in den grauen Himmel und fragst dich, wie lange es eigentlich her ist, seit du die Sonne das letzte Mal gesehen hast. Januar? Oktober? Wer weiss das schon. In Zeiten wie diesen kann man sich sowas doch nicht mehr merken, wenn da kein Timestamp auf dem Photo ist. If it’s not me, it must be the Plutonium in me.

Die Nützlichkeit von Informationen misst sich immer nur im Verhältnis zwischen der verfügbaren Menge und der Leistungsfähigkeit der Recheneinheiten, die diese verarbeiten sollen. Das hat dir einmal ein Informatiker erklärt. Deswegen nützen Videokameras im öffentlichen Raum nix. Bis die überforderten Polizisten an den Kontrollstationen herausgefunden haben, wie nur schon der Joystick funktioniert, ist die Technik schon längst wieder überholt.

Und genauso geht’s uns inzwischen mit den Nachrichten. Bis wir herausgefunden haben, wer denn nun wirklich in Bezug auf was gelogen hat, in Zusammenhang mit dieser Unternehmenssteuerreform, und wer denn nun wirklich wie gestimmt hat, bei welchem Grad des Verständnisses, hat das Parlament schon längst die nächsten drei Vorlagen durchgewunken, die noch viel schlimmer sind. Nebelgranaten und Wiederholung sind das beste Mittel gegen jeden Widerstand, das wissen sie schon lange.

Denn die dicken Jungs mit ihren Power-PCs, die haben noch lange nicht genug. Die Dial-Up Attacken auf unsere Hirne und unsere Zukunft, die sind noch lange nicht vorbei. Solange sie noch einen letzten Rappen Steuern auf irgendwas bezahlen müssen, sind sie nicht zufrieden. Also bomben sie uns weiter zu, bis wir alle nur noch auf dem Sofa liegen. Oder unter der dem Tisch auf den Knien, neben Ueli dem Knecht, der dienstbeflissen fragt: «Fühlt sich das gut an?» Und: «Tippst du mir rechtzeitig an den Kopf?»

Nun gut, denkst du dir. Dass Politik zum Kotzen ist und immer die Falschen gewinnen – die Erkenntnis ist nun auch nicht neu. Dass die Welt nicht untergeht, weil der Kalender ausgelaufen ist oder irgendein Gott zufälligerweise das falsche Schwert gezogen hat, sondern weil der nukleare Holocaust eben wie kein anderer ist. Das wusstest du schon immer. Und wenn das Kotzen wieder aufhört, denkst du dir, solltest du vielleicht wirklich dein Katana wieder einmal schleifen.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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