Wenn es irgendein Zeitalter gibt, das als Aufklärung durchgehen soll, also der Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, dann ist es wohl das Wahljahr. Kein Wunder fällt die katholische Kirche schon vom Zusehen auseinander – zusammen mit ihren messweinbesoffenen Handlangern.

Beispiel gefällig? In Altstätten sitzt ein Schulleiter für die CVP im Kantonsrat, der seine Partei die «demokratischste aller Parteien» findet, nicht zuletzt, weil sie gleichzeitig für höhere Familienzulagen und für ein Burkaverbot sei. Der gleiche Mann ermahnt seine SchülerInnen in den Boulevardmedien, dass sie gefälligst am Samstag fürs Klima streiken sollen, weil: «Wenn jemand nicht bereit ist, seine Freizeit für eine Sache zu opfern, dann ist es ihm auch nicht wirklich wichtig.» Als Schulleiter bekommt er übrigens zwanzig Tage auf Arbeitszeit, um sich in Kommissionen und an Sessionen zu tummeln, an denen er unter anderem Vorstösse einreicht, in denen er fordert, der St.Galler Kantonsrat müsse das Sanktgallerlied vor jeder Session singen – und zwar «würdig». Noch ein Beispiel? Ein weiterer St.Galler Kantonsrat und Informatiker an einer staatlich subventionierten katholischen Privatschule wird dabei gefilmt, wie er vor der Webcam an seinem Penis herumzupft, weil er versehentlich der Ansicht war, «Susi» (13 Jahre) schaue ihm dabei zu. Leider handelt es sich in Wirklichkeit um den Korporal Stefan Eggenberger (Name von der Redaktion geändert), was dem Kantonsrat einen Strafbefehl einbringt, der aufgrund seiner zuvorkommenden Kooperationsbereitschaft genau einen Tag unter der obligatorischen Gefängnisstrafe liegt. Aus Rat und Würden tritt er jedoch erst zurück, als der Strafbefehl via Tagesmedien öffentlich wird und er von seinem Arbeitgeber mit einem Arealverbot belegt wird. Kurz zuvor hatte er noch Kurse gegeben, in denen er den SchülerInnen beibrachte, wie man sich im Internet verhalten muss. Wie stand es schon bei Genesis? «Just do as I say, don’t do as I do. Cause Jesus he knows me.

Derweil zeigt sich in der Partei, die an keinen anderen Gott glaubt als an das wahre Kapital, dass sie wenigstens die Macht des Fernsehens erkannt hat. Nach nur zwei Sendungen des neuen Satireformats «Late Update» beugt sich die FDP ihrem neuen Parteislogan «Fuck da Planet», den Showhost Michael Elsener in die Welt gesetzt hat. Und was heisst da beugen? Parteichefin Gössi verpasst sich eine veritable Gentherapie, weil sie sich plötzlich erinnert, «dass der Umweltschutz eigentlich zur DNA des Freisinns gehört». Und von DNA versteht man in der FDP so einiges. Oder kann es einen anderen Grund geben, dass Gössis Parteikollege Christian Wasserfallen immer noch für neue Atomkraftwerke schwärmt? Schliesslich ist dieser quasi in Mühleberg aufgewachsen, wo sich sein Vater KKKurt eine strahlende Nase verdiente, bevor er sich bereit erklärte, die einzige Institution zu die, welche noch maroder und menschenfeindlicher war, nämlich die Berner Polizei?

Schärft eure Erinnerung. Merkt euch Namen und Geschichten. Macht euch mündig. Und vergesst nicht: Wer so laut besser weiss, was gut sein soll für die Menschen, wird mit Sicherheit irgendwann wieder still.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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