Und es ist, wie es immer ist im Wahljahr: Kaum ist der Sommer vorbei, ziehen sie am Horizont auf, die Heerscharen der Verlumpten, die halbzerfaulten Hackfressen mit dem irren Grinsen. Im Schleichgang schleifen sie sich näher, um unsere Hirne zu fressen; sie sind, obwohl mit jedem Schritt ihre Fassade in Fetzen abfällt, unaufhaltsam. Und egal wie langsam sie sind: Es gibt kein Entkommen. Willkommen in der nächsten Staffel von «The Walking Democracy».

Dass die Partei, die den wohl berühmtesten Untoten aller Zeiten bereits im Namen trägt, keine eigenen Ideen mehr hat und sich darauf verlegen muss, aus der Heckenschützenposition der Google-Werbelinks die Wahrnehmung der Anderen löchrig zu schiessen, überrascht da noch am Wenigsten. Seien wir ehrlich: Was haben uns die christlichen Werte in den letzten vier Jahren gebracht ausser Abstimmungswiederholungen und eine Ehedefinition aus dem Mittelalter? Und seien wir noch viel ehrlicher: Wie sehr die Partei am Zeitgeist hängt, erkennen wir daran, dass sie ihre Wahlwerbung als Google-Werbelinks tarnt. Wer hat denn jemals in seinem Leben sowas angeklickt, ausser jenen Onlineopfern, die auch Phishing-Mails von kenyanischen Prinzen und russischen Models beantworten?

Wenigstens haben sie sich was «Neues» einfallen lassen. Von der Polterpartei hingegen, die zum gefühlt fünfzigsten Mal hintereinander mit Symboliken aus der «Stürmer»-Mottenkiste die Bahnhöfe und Rüebliplantagen zukleistert, kann man nur enttäuscht sein. Das holt selbst den neurotischsten 20 Minuten-Kommentator nicht mehr unter der Bettdecke hervor. Da trollen wir doch lieber beim grossen Kanton im Norden mit, in dem die Parteimitglieder selber nicht mehr unterscheiden können, ob ein Zitat nun von Björndolf Höcke oder eben doch von Goebbels sei.

Und sonst so? Phrasenjägerei, wo wir hinschauen: #Klimawahl, #Linksrutsch. Was soll denn das eigentlich heissen? Wer glaubt, mit Worten allein könne man den Kapitalismus oder die Klimakatastrophe überwinden, kann gleich bei Poetry Slam bleiben. Nur die FDP ist noch ein bisschen ehrlich: #Wirsuchenverstärkung – kein Wunder, wenn wir uns das vorhandene Personal anblicken.

Derweil sind die Kids wieder mal allright. Besetzen den Paradeplatz. Färben die Limmat grün. Hauen Schwulenhassern ihre Schmierbibeln um die Ohren. Well done. Ihr habt Feuer. Aber um die Zombies zu besiegen, braucht es mehr als Flammenwerfer. Und wenn ihr ab dem 6. Oktober alle wieder drei Wochen an den Bildschirmen hängt, weil die neue Staffel bei Netflix läuft: Wundert euch nicht, wenn ihr am 23. Oktober diesen Text lest und feststellt, dass sie eure Hirne weggefressen haben.

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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